IT-Konzerne drängen in die Wohnzimmer

27.08.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Langsam, aber gewaltig

Mittelfristig ist aber auch hier die Richtung klar vorgezeichnet: "Das Home-Entertainment wird kommen", bestätigt Bärbel Schmidt, HPs Geschäftsführerin der hiesigen Personal Systems Group. In welcher Form und wann genau, ließ sie offen - innerhalb von sechs bis zwölf Monaten sei aber ein weiterer Schritt in den Consumer-Bereich zu erwarten. Erst einmal entwickelt der Konzern hierzulande ein neues Modell für das traditionelle Geschäft mit Endkunden - "das wird etwas ganz anderes als bisher sein".

Losgetreten hatte die Veränderung einmal mehr Apple-Chef Steve Jobs. Bereits Anfang 2001 schlug er eine Brücke vom "Goldenen Zeitalter der Produktivität" über das "Internet-Zeitalter" zur kommenden Ära des "Digital Lifestyle". Dessen Herzstück oder "Digital Hub" sollte natürlich der Mac werden. Apple, so provozierte Jobs die Konkurrenz damals, ist der einzige Anbieter, der die für ein derartiges Konzept nötigen Komponenten aus einer Hand anbieten kann. Kurz zuvor war Intel -Chef Craig Barrett von ähnlichen Visonen heimgesucht worden, nur dass er dabei selbstverständlich den PC im Mittelpunkt des digitalen Lebens sah.

Jobs' verbaler Tiefschlag musste erst einmal von den Wettbewerbern weggesteckt werden, und am schnellsten reagierte das US-amerikanische Unternehmen Gateway. Dort gibt es jetzt auf der Website und in den Läden neben PCs und Servern auch Flüssigkristall-Fernseher zu kaufen, Spielesoftware oder Heimkino-Systeme mit sechs Lautsprechern. Grund für die rasante Reaktion war indes die reine wirtschaftliche Not - Gateway hatte finanzielle Probleme und konnte im PC-Bereich nicht mehr kostendeckend mit Dell konkurrieren.

Doch auch der texanische PC-Konzern hat sich von den Unternehmenskunden fortbewegt, wenn auch vorerst nur im englischsprachigen Raum. Hier gibt es bereits Computerspiele, Drucker unter eigenem Label, PDAs, Videokameras und sogar Apples MP3-Player zu bestellen. "Die Kunden haben durch das Direktmodell im Consumer-Bereich die gleichen Vorteile wie sonst auch", sagt Dells Europa-Chef Paul Bell. Dass auch Dell durch das Direktmodell Vorteile hat, zeigte sich erst vergangene Woche wieder an den guten Quartalszahlen des Unternehmens.