IT-Geschäft von Siemens stagniert

04.08.2004
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Grundsätzlich zeigte sich von Pierer überzeugt, dass sich durch die Anfang Juli angekündigte Zusammenlegung der beiden Sparten ICN und ICM zum neuen Konzernbereich Siemens Communications mit Beginn des Geschäftsjahres 2005 "erhebliche Synergiepotenziale" ergeben. Vor allem könne man der Nachfrage nach konvergenten Lösungen besser Rechnung tragen. Nähere Details nannte der Siemens-Chef nicht. Das entsprechende Budget werde vermutlich erst im November dem Aufsichtsrat zur Genehmigung vorgelegt, hieß es. Das dürfte ein Beleg dafür sein, dass diese strategische Maßnahme erst in den letzten Wochen unter der Ägide des designierten neuen Vorstandsvorsitzenden Klaus Kleinfeld beschlossen wurde und nun organisatorisch noch umgesetzt werden muss.

An der Handy-Sparte wird festgehalten

Insider gehen davon aus, dass der Siemens-Vorstand von Lothar Pauly, der ab Oktober als neuer Spartenchef von Siemens Communications fungiert, Einsparungen in dreistelliger Millionehöhe erwartet. Zudem muss der frühere ICM-Manager, dessen Berufung wie alle übrigen Personalwechsel im Vorstand inzwischen vom Aufsichtsrat abgesegnet wurde, endlich die vorgegebene Gewinnmarge von minimum acht Prozent errreichen, ein Rezept gegen die Wachstumsschwäche im Netzausrüstergeschäft finden und für eine schlüssige sowie kosteneffiziente Produktstrategie im Handy-Markt sorgen. Glaubt man weitergehenden Spekulationen, denkt man in München bei der Handy-Produktion und -Vermarktung unter anderem über ein Joint Venture mit dem chinesischen Kooperationspartner Ningbo Bird nach. Bereits beschlossene Sache ist laut Siemens die Übernahme der Mehrheit am chinesischen Festnetzausrüster Bisc, einem Gemeinschaftsunternehmen, das die Münchner schon 1990 im Reich der Mitte zusammen mit dortigen TK-Produzenten gegründet hatten und das in Zukunft unter Siemens Communication Networks Beijing (SCNB) firmieren soll. Branchenkenner schätzen den momentanen Jahresumsatz der Company auf umgerechnet rund 200 Millionen Euro.

Ungewisser denn je scheint indes die Zukunft des IT-Dienstleisters SBS. Die Siemens-Tochter lieferte in der jüngsten Berichtsperiode mit einem operativen Verlust von zwei Millionen Euro einmal mehr ein enttäuschendes Ergebnis ab, der Umsatz ging gegenüber dem dritten Quartal 2003 um elf Prozent auf 1,14 Milliarden Euro zurück. In der Siemens-Erklärung zur Quartalsbilanz ist kühl von "Verzögerungen bei der Umsetzung von Kapazitätsanpassungen" die Rede. Diese seien neben dem anhaltenden Preisdruck im IT-Servicemarkt für das schwache Abschneiden ausschlaggebend gewesen. Auch Konzernchef von Pierer gab sich einsilbig. Der neu berufene SBS-Vorstand Adrian von Hammerstein sei mit der Ausarbeitung einer Strategie beauftragt worden, diese werde im November dem Aufsichtsrat präsentiert. Grundsätzlich sei es, so von Pierer, nicht ausgeschlossen, dass es "für SBS weiterhin eine profitable Nische innerhalb des Konzerns gibt".