IT does matter, doesn´t it?

07.03.2005
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Keine Sorge: Ein Aussteller wird schon noch kommen.
Keine Sorge: Ein Aussteller wird schon noch kommen.

Viele Anbieter der ernsthaften IT hingegen haben es versäumt, rechtzeitig auf den einzelnen Menschen zuzugehen. Chancen bieten sich viele: Wieso gibt es SAP-Software für Konzerne und Mittelständler, aber nicht für Privatnutzer? Hat nicht jeder Bürger ein Recht auf Kontenführung mit MySAP.home? Kommen nach den Professional Services von IBM nun endlich die Personal Services (zu leicht angepassten Tagessätzen)? Wieso verbessert Mercury die Performance von Anwendungen, nicht aber die Drehzahl meiner Waschmaschine? Wann kann ich meine häuslichen Prozesse mit "Aris" modellieren und die Compliance meiner Frau anhand von Kennzahlen überwachen? Was würden Gartners Sourcing-Ratschläge für den Wochenmarkt kosten? Selbst mein Baby könnte ich bis zur Schulreife nach Bangalore outsourcen. Zeit wäre es.

Beispiel Apple: Seit die Firma von ihren proprietären PC-Clones abgerückt ist und den ersten MP3-Player für alle Menschen erfunden hat, laufen das Geschäft und der Aktienkurs wieder. Beispiel Microsoft: Dessen traditionell defizitäre Spieledivision erwirtschaftete unlängst sogar operative Profite. Vor zwei Jahren waren "Xbox"-Käufer noch verhöhnt worden. Die Entertainment-Sparte setzte zuletzt 1,4 Milliarden Dollar um, mit Business Solutions (ERP-Programme) wurden 211 Millionen Dollar eingenommen - Stagnation und dazu anhaltende Verluste. Noch Fragen?

In der zwischenmenschlichen IT bilden sich neue Kerngeschäftsfelder heraus, die die Abhängigkeit der Lieferanten von den Unternehmen reduzieren und zur Verankerung der Marke in der Gesellschaft beitragen. Dabei ist egal, was ich verkaufe; entscheidend ist, wie ich es verkaufe. Viele ernsthafte IT-Konzerne stehen in diesem Punkt vor einer echten Bewährungsprobe: Zwar meistern sie den ersten Punkt noch, doch zu der Frage des "Wie verkaufen?" gehen ihnen die Antworten aus. Meist folgt dann eine Zahl mit der Abkürzung Ghz.

Die Killerapplikation Ganz weit hinten in der Gunst des Redakteurs liegt der kalifornische Anbieter Phonebites, der die "interessanteste Applikation der letzten Jahre" im Handy-Segment entwickelt hat. Dies meint zumindest Siemens, weshalb sich der Konzern kurzerhand an dem Startup beteiligt hat (die allgemeinen Erfolge der Münchner im Handy-Geschäft stehen hier nicht zur Bewertung an). Eine Technik von Phonebites ermöglicht es, verschiedene Töne während eines Telefonats an den Gesprächspartner zu senden - damit werde ein Überraschungseffekt ausgelöst, "der üblicherweise sehr lustig ist": furz, kicher, furz. Das passende Headset kostet, die Sounds kosten, die Schuldnerberatungen bekommen neue Kunden. Was haben Handy-Hersteller in den vergangenen Jahren eigentlich getrieben, dass sie nichts Interessanteres als Funkfürze entwickeln konnten?
Die Killerapplikation Ganz weit hinten in der Gunst des Redakteurs liegt der kalifornische Anbieter Phonebites, der die "interessanteste Applikation der letzten Jahre" im Handy-Segment entwickelt hat. Dies meint zumindest Siemens, weshalb sich der Konzern kurzerhand an dem Startup beteiligt hat (die allgemeinen Erfolge der Münchner im Handy-Geschäft stehen hier nicht zur Bewertung an). Eine Technik von Phonebites ermöglicht es, verschiedene Töne während eines Telefonats an den Gesprächspartner zu senden - damit werde ein Überraschungseffekt ausgelöst, "der üblicherweise sehr lustig ist": furz, kicher, furz. Das passende Headset kostet, die Sounds kosten, die Schuldnerberatungen bekommen neue Kunden. Was haben Handy-Hersteller in den vergangenen Jahren eigentlich getrieben, dass sie nichts Interessanteres als Funkfürze entwickeln konnten?

Immerhin haben einige Hersteller erkannt, dass inzwischen auch Frauen über den Kauf eines Geräts entscheiden dürfen. Bislang herrschte die Meinung vor, dass sich lediglich junge Männer mit Geld und Verstand für IT- und Elektronikspielzeug interessieren - das darin enthaltene Paradoxon wurde indes nie formell ausdiskutiert. Es handelte sich natürlich um eine platte Schutzbehauptung der IT-Marketiers und Produkt-Manager, die einfach zu faul waren, sich über das Design und die "Usability" der Geräte Gedanken zu machen - Motto: Graubeige ist schließlich auch eine Farbe. Fast die Hälfte aller Elektronikprodukte in den USA wird derzeit von Frauen erworben. Das sind knapp 50 Prozent, sagen Analysten.