Risikofaktor Akku

Ist Ihr Handy explosionsgefährdet?

29.04.2017
Von  und
Verena Ottmann ist seit 16 Jahren bei PC-WELT für Hardware-Themen zuständig. Mit Ratgebern, Tests und Tipps informiert sie im Heft und auf den Online-Plattformen über Wissenswertes rund um Digitalkameras und externe Festplatten. Außerdem kümmert sich Verena Ottmann als Heftkoordinatorin um die Planung und Realisierung der AndroidWelt. Privat interessiert sie sich für alles, was man auf dem Fernseher oder der Stereoanlage ausgeben kann.
Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.

3. Akku laden über USB oder Netzstecker?

Es gibt zwei klassische Methoden, um das Smartphone aufzuladen: mit dem beiliegenden USB-Kabel über die USB-Buchse am PC oder direkt an der Steckdose über einen Ladeadapter und ein USB-Kabel beziehungsweise einem Ladenetzteil. Dabei bestehen allerdings einige wesentliche Unterschiede, was das Ladetempo angeht: Direkt über die Steckdose laden Sie am schnellsten auf, genauer gesagt, etwa dreimal so schnell wie beim Laden über den USB-Port des Computers. Der Grund: Ein USB-2.0-Anschluss liefert nur maximal 500 mA aus. Daher dauert das Laden entsprechend lange, weil die Kapazität aktueller Smartphone-Akkus sehr viel höher ist. Mit USB 3.0 wurde die Stromstärke auf 900 mA erhöht, wodurch Sie das Gerät geringfügig schneller laden.

Das sollten Sie bei den Ladevorgängen beachten: Die optimale Ladespannung für Lithium-Ionen-Akkus liegt bei 4,2 Volt. Die meisten Ladegeräte liegen mit einer Ladespannung von etwa 5 Volt noch im Toleranzbereich, wodurch die Akkus nicht beschädigt werden. Darüber hinaus geben sie in der Regel eine Stromstärke zwischen 700 und 1000 mA weiter. Der Ladestrom sollte ferner ungefähr das 0,6- bis 1-Fache der Akkukapazität in mAh aufbringen. Höhere Stromstärken können die Lebensdauer des Akkus reduzieren, niedrigere Stärken das Ladegerät überhitzen.

4. Akkus kabellos laden

Beim kabellosen Laden beherrschen derzeit die beiden Technologien Qi und Rezence den Markt. Voraussetzung ist dabei stets, dass Mobilgerät und Ladeschale die Technik unterstützen.
Beim kabellosen Laden beherrschen derzeit die beiden Technologien Qi und Rezence den Markt. Voraussetzung ist dabei stets, dass Mobilgerät und Ladeschale die Technik unterstützen.
Foto: Fone

Eine Alternative zum herkömmlichen USB-Ladegerät stellt das kabellose Laden dar, das Ihr Smartphone entweder nativ unterstützt oder per Spezialhülle beigebracht bekommt. Dabei legen Sie Ihr Mobilgerät einfach auf eine entsprechende Ladestation; auch das Laden von mehreren Geräten gleichzeitig ist möglich. Derzeit sind vor allem zwei Techniken im Markt zu finden: Qi und Rezence . Nutzt Qi elektromagnetische Induktion zum Laden, setzt Rezence auf Magnetresonanz. Beide Techniken benötigen einen Sender im Ladegerät und einen Empfänger, der im Mobilgerät sitzt. Die Transmitterspule im Ladegerät baut ein Magnetfeld auf, das Spannung in der Empfängerspule erzeugt und das Mobilgerät auflädt. Bei Qi müssen die Geräte dafür unmittelbar übereinanderliegen. Rezence funktioniert dagegen über weitere Distanzen und lässt sich auch durch Metalle nicht stören. So lässt sich die Technik einfacher in Räumen oder Gegenständen integrieren.

Auch in der übertragenen Leistung gibt es Unterschiede: Qi schafft derzeit 5 Watt und soll sich auf maximal 15 Watt steigern lassen, Rezence soll in der finalen Fassung mehr als 50 Watt liefern. Damit können sich dann auch größere Geräte wie Tablets und Notebooks aufladen lassen - im besten Fall sogar gleichzeitig. Denn Rezence soll mit einem Charger unterschiedliche Mobilgeräte erkennen und seine Übertragungsleistung individuell anpassen. Für die Kommunikation zwischen Ladestation und Gerät nutzt Rezence Bluetooth, während Qi meist auf RFID oder NFC zurückgreift.

5. Akku schnell aufladen mit Quick Charge & Co.

Es sind schon seit einiger Zeit diverse Technologien auf dem Markt, mit denen sich Mobilgeräte schneller laden lassen. Beispielsweise hat Chiphersteller Qualcomm mit "Quick Charge" eine Technik entwickelt, mit der sich akkubetriebene Geräte wie Smartphones und Tablets deutlich schneller aufladen lassen. Die aktuelle Version Quick Charge 3.0 legt eine Spannung von 3,6 bis 30 Volt an, bei einer Leistung von 18 Watt. Zum Vergleich: Ein herkömmliches Ladegerät liefert hier "nur" fest 5 Volt und bis zu 10,2 Watt Leistung.

Quick Charge arbeitet dabei innerhalb der Parameter des Akkus, lädt den Stromspender also mit den vorgesehenen Spannungs- und Leistungswerten. Die kürzere, aber effektivere Ladezeit resultiert laut Qualcomm aus der Tatsache, dass die Ladetechnik anderer Hersteller die maximal erlaubten Parameter nicht ausreizen.

Die Voraussetzung, um mit Quick Charge 3.0 laden zu können, ist ein zertifiziertes Mobilgerät mit Snapdragon-Prozessor vom Typ 427, 430, 435, 617, 620, 625, 626, 650, 652, 653, 820 oder 821. Außerdem muss das Ladegerät die Technik unterstützen.

Für dieses Jahr wurde bereits Quick Charge 4.0 angekündigt; Qualcomm verspricht hier "5 for 5", also fünf Stunden Laufzeit durch fünf Minuten Laden. Erstmals wird auch USB-C unterstützt. Die neue Version setzt einen Snapdragon 835 als Prozessor voraus und soll bis zu 28 Watt an Leistung liefern.

Haben Sie ein USB-Ladekabel mit Netzadapter, sollten Sie Ihr Smartphone besser direkt an der Steckdose laden – das geht schneller als über USB am PC.
Haben Sie ein USB-Ladekabel mit Netzadapter, sollten Sie Ihr Smartphone besser direkt an der Steckdose laden – das geht schneller als über USB am PC.
Foto: Hama

Eine Alternative zu Quick Charge bietet Mediatek mit "Pump Express". Was wie eine Fitnesstudiokette klingt, ist ein optimiertes Verfahren zum Laden von Akkus. Mediatek spricht dabei von einer Effizienz von über 95 Prozent. Voraussetzung, um Pump Express einzusetzen, ist eine kompatible Hardware mit einem Mediatek-Prozessor der X- oder P-Serie sowie einem USB-C-Anschluss und ein Ladegerät, welches Pump Express unterstützt.

Smartphone-Hersteller Oneplus hat ebenfalls eine Schnellladefunktion in petto, die bisher jedoch nur im Oneplus 3 und Oneplus 3T zum Einsatz kommt. Die "Dash Charge" genannte Technik soll den Smartphones nach nur 30 Minuten Akku für einen ganzen Tag bereitstellen. Die Besonderheit von Dash Charge: Anders als bei Quick Charge und Pump Express findet das Energiemanagement und dadurch auch die Hitzeentwicklung im Netzteil statt, sodass sich das Mobilgerät selbst nicht erwärmt.

Das Moto X Pure Edition und das Droid Turbo 2 von Motorola lassen sich dagegen mit "Turbo Power" laden. Motorola setzt dabei bereits am verbauten Akku an: Der Hersteller ist an dessen Design beteiligt, sodass der Stromspender den Turbo- Power-Spezifikationen entspricht. Die Software des Smartphones überwacht den Zustand des Akkus und passt den Ladestrom während des Ladens an. Auch ein Temperaturmanagement ist mit an Bord, um Ladeschwankungen durch zu große Hitze zu vermeiden.

6. Tiefentladung - was tun?

Jeder Akku hat eine sogenannte Entladeschlussspannung, also eine definierte Spannung, bei der die Entladung des Akkus automatisch beendet wird. Bei Lithium-Ionen-Akkus liegt die Entladeschlussspannung in der Regel bei etwa 2,50 Volt, bei Lithium-Polymer-Akkus bei 3,30 Volt. Da der Wert jedoch vom Hersteller vorgegeben wird, kann er auch anders ausfallen.

Fällt die Spannung unter diesen Wert, spricht man von Tiefentladung. Dieser Zustand kann den Akku dauerhaft schädigen, weil sich dadurch im Akku Kupferbrücken bilden können, die unter Umständen einen Kurzschluss verursachen, sobald Sie den Akku wieder aufladen möchten.

Gründe für die Tiefentladung können etwa ein fehlerhaftes Ladegerät oder ein veralteter Akku sein. Es kann aber auch vorkommen, dass die "Abschaltautomatik" des Akkus nicht ordnungsgemäß funktioniert. Möchten Sie einen tiefentladenen Akku wieder in Betrieb nehmen, sollten Sie dabei aus den genannten Gründen sehr vorsichtig vorgehen, um Schäden zu vermeiden. (PC-Welt)