Internet-Telefonie bedroht TK-Jobs

24.02.2006
Von 
Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.

"Durch VoIP fallen wohl vor allem die Arbeitsplätze weg, die eng mit der Funktion klassischer TK-Anlagen verbunden sind", analysiert Thorsten Wichmann, Geschäftsführer der Marktforschung Berlecon Research. Seiner Meinung nach versprechen IP-basierende TK-Anlagen deutliche Kosteneinsparungen bei der Wartung und auch bei so genannten MACs (Moves, Adds, Changes). "Die Supporter müssen etwa bei einem Umzug eines Mitarbeiters keine Telefonleitungen mehr neu schalten, keine Telefone von Technikern anschließen und keine kryptischen Befehle in TK-Anlagen eingeben. Die IP-Adresse ist nach dem Einstöpseln am neuen Ort sehr schnell zugewiesen", so Wichmann weiter.

Einfache TK-Jobs fallen weg

Eine Gefahr bestehe vor allem für den Arbeitsplatz von TK-Technikern, die einfache Dienstleistungen verrichten. Der Berlecon-Geschäftsführer geht davon aus, dass in den Unternehmen mittelfristig zahlreiche technisch orientierte Arbeitsplätze der TK-Abteilungen wegfallen, wenn nicht sogar die ganze Abteilung. Für Albert Fetsch von Telefónica ist der Arbeitskräftebedarf abhängig von der Art der VoIP-Lösung, die ein Unternehmen wählt, also Managed-Lösung mit komplettem Outsourcing, interne Lösung, kompletter Umstieg auf VoIP oder eine Hybridlösung, bei der Elemente aus der alten TK-Welt mit VoIP parallel bestehen. "Im Falle einer Auslagerung betreibt der Provider die TK-Anlage, so dass in der TK-Abteilung im Unternehmen Arbeitsplätze wegfallen", so Fetsch.

Ovum-Analyst Bieler sieht aber für diese Mitarbeiter einen Ausweg: "Bei einer Auslagerung kann es durchaus sein, dass der Dienstleister Mitarbeiter aus der TK-Abteilung des Unternehmens übernimmt." Niemand könne also genau sagen, wie viele Arbeitsplätze dadurch wegfallen. Durch das Ziel der Konvergenz, bei der die komplette Daten- und Sprachkommunikation über ein gemeinsames Netz abläuft, komme es aber auf jeden Fall zu Verschiebungen in der TK-Abteilung. Zu rechnen sei mit einer Transformation von Arbeitsplätzen: Mitarbeiter, die bislang für klassische TK-Anlagen zuständig sind, wechseln in die IT-Abteilung und sind dort für VoIP zuständig. Zudem fallen alte Berufsbilder weg und neue entstehen.