Insolvente Kunden setzen Outsourcern zu

27.08.2002
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Folgen der Insolvenz Das Management des US-amerikanischen IT-Dienstleisters CSC dürften das Ende des Energiekonzerns Enron mit besonderem Interesse verfolgt haben. Im April 1999 hatte der Geschäftsbereich Enron Energy Services (EES) dem Service-Provider die Verantwortung für einige Geschäftsprozesse wie das Ablesen von Zählerständen und die Rechnungsstellung übertragen. Über einen Zeitraum von elf Jahren sollte CSC dafür rund 1,1 Milliarden Dollar bekommen. Rund zweieinhalb Jahre nach Vertragsabschluss kam das Aus für Enron. Von der zweiten spektakulären Pleite in den USA war EDS betroffen. Worldcom bezog Outsourcing-Leistungen im Wert von knapp 700 Millionen Dollar pro Jahr von seinem IT-Dienstleister. Im Juli 2002 gestand der Carrier seine Zahlungsunfähigkeit ein. Kaum einen Monat später suchte mit der Fluglinie U.S.Airways ein weiterer EDS-Kunde Gläubigerschutz. Ihm lieferte der Dienstleister

Services für rund 200 Millionen Dollar pro Jahr. In Deutschland hatte die Insolvenz von Babcock Borsig Auswirkungen auf die Datenverarbeitungs-Service Oberhausen GmbH (DVO). Hinter der DVO verbirgt sich die ehemalige IT-Abteilung des Maschinenbau-Konzerns, die lange Zeit zusammen mit IBM Deutschland GmbH als Gemeinschaftsunternehmen betrieben wurde. Mitte Juni 2002 übernahm IBM sämtliche ausstehenden Babcock-Anteile an der DVO. Anfang Juli ließen die Banken Babcock Borsig fallen. Zurzeit bereitet IBM die Schließung von vier der sieben DVO-Standorte vor. Selbst die Hauptniederlassung in Oberhausen wird aufgelöst. Mehr als 300 Mitarbeiter müssen gehen. Einen Zusammenhang zur Babcock-Pleite bestreitet IBM.

Heikel sind in solchen Fällen auch Services, die von mehreren Anbietern gemeinsam erbracht werden. Betreibt etwa ein Dienstleister das Applikations-Management und bezieht die weiteren Services wie das Server-Hosting von Subunternehmen, dann reißt die Lieferkette im Krisenfall beim Anbieter mit der geringsten Marge und der geringsten Kostenflexibilität. „Das ist im Zweifelsfall der Anbieter, dem der RZ-Betrieb obliegt“, so die Erfahrung von Fritsch.

Gerät einer der Dienstleister in derart große Schwierigkeiten, dass die Fortführung des Betriebs gefährdet ist, dann müssen auch unbeteiligte Drittkunden mit Einbußen bei der Servicequalität rechnen. Für Anwender, die mit der Auslagerung ihrer IT liebäugeln, gilt daher, die finanzielle Stabilität des möglichen Partners genau unter die Lupe zu nehmen. „Dazu zählt auch, die Kundenbasis des Anbieters einer kritischen Betrachtung zu unterziehen“, rät Eberhard Schott, Partner des Mainzer Beratungshauses Eracon.

Kunden mit finanziellen Problemen

Insbesondere in den USA neigen laut Schott Firmen zu Outsourcing-Entscheidungen, um mit dem Verkauf ihrer IT-Anlagen kurzfristig ihre Liquidität verbessern zu können. „Vor allem Neueinsteiger stehen unter dem Druck, Referenzkunden vorweisen zu müssen und lassen sich daher auf größere Risiken ein“, beobachtet der Eracon-Berater.