Insolvente Kunden setzen Outsourcern zu

27.08.2002
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Insolvenz von Kunden hat schwerwiegende Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Outsourcing-Anbieter. Weil in Krisenzeiten vor allem viele wirtschaftlich angeschlagene Firmen zur Auslagerung ihrer IT neigen, steigt das Risiko für die Dienstleister und damit auch für deren gesamte Kundenbasis.

EDS kann ein Lied davon singen, was es heißt, wichtige Kunden zu verlieren. Mit Worldcom und U.S.Airways haben kürzlich gleich zwei bedeutende Abnehmer Gläubigerschutz gemäß Kapitel elf des US-amerikanischen Konkursgesetzes gesucht. Die Fluglinie steht noch mit 70 Millionen Dollar bei EDS in der Kreide und für den zahlungsunfähigen Carrier Worldcom musste der Dienstleister Rückstellungen in Höhe von 101 Millionen Dollar vornehmen. Immerhin wird EDS vorerst weiterhin Services an die beiden zahlungsunfähigen Unternehmen liefern und dafür auch kassieren, wenn auch nicht in der bisherigen Form und Höhe: Gemeinsam bezogen die insolventen Kunden Outsourcing-Services im Wert von mehr als 800 Millionen Dollar pro Jahr von EDS (siehe Kasten). Künftig

dürfte sich der Leistungsumfang deutlich reduzieren.

Umsatzeinbußen beim Dienstleister

„Insolvenz bedeutet nicht, dass der Betrieb stillsteht“, erklärt Michael Fritsch, Geschäftsführungsmitglied beim Unternehmensberatungshaus Booz Allen Hamilton, Frankfurt am Main. „Dennoch muss der Dienstleister kurzfristig mit geringeren Einnahmen rechnen, weil geplante Aufträge gestoppt, Neuentwicklungen auf Eis gelegt und Wartungsdienste verschoben werden. Mittelfristig muss dann mit einer signifikanten Einschränkung des Leistungsumfangs gerechnet werden, wenn einzelne Betriebsteile oder Funktionsbereiche im Rahmen der Sanierung geschlossen werden.“ Für abgewickelte und verkaufte Tochterunternehmen sowie für geschlossene Geschäftseinheiten fallen keine IT-Services an. Ein einfaches Rechenexempel zum Thema Desktop-Management veranschaulicht die Auswirkungen: Entlässt das insolvente Unternehmen Mitarbeiter, wird es seinem Dienstleister weniger für den User-Help-Desk-Betrieb zahlen.

Hat der Anbieter seine Kapazitäten auf eine wachsende Nachfrage ausgelegt, kommen unter Umständen Probleme auf ihn zu. Das gilt insbesondere dann, wenn der Anbieter mit seinen Investitionen in Erwartung dauerhafter Zahlungen in Vorleistung gegangen ist - etwa durch den Ausbau seiner RZ-Kapazitäten. „Outsourcer können einen Fixkostenanteil von bis zu 80 Prozent haben. Dieser Kostenblock lässt sich nicht ohne weiteres reduzieren, wenn ein Kunde plötzlich deutlich weniger Leistungen als erwartet bezieht“, erläutert Fritsch. So etwas dürfte insbesondere Anbieter in Schwierigkeiten bringen, die wenige große Kunden bedienen.