CIO-Pläne für die Krise

Innovationen trotz Sparzwangs

21.07.2009
Von Robert Gammel

Business-Nutzen als Maßstab

Weil Wroblowski auf beide Effekte setzt, hat er die Strategie ausgegeben, einerseits die laufenden IT-Kosten zu senken und andererseits die Budgets für Projekte mit direktem Nutzen auf der Business-Seite zu erhöhen (siehe auch: Projekt-Management mit Prince2). Dabei ist es ihm wichtig, strukturierte Bewertungsmaßstäbe an jedes geplante Projekt anzulegen. Die Schätzung der Projektkosten sei hier der einfachere Teil. Schwieriger gestalte sich die Nutzenberechnung. Der Grund: Qualitative Verbesserungen führten beispielsweise zu weniger Fehlern und damit auch zu niedrigeren Kosten; diese aber seien häufig schwer bezifferbar. Beim Ermitteln des Nutzwerts berücksichtigt der Henkel-CIO deshalb auch die geschäftliche Seite. Mit dieser Methode hat er aktuell mehr als 180 Projekte mit einem positiven "Business Case" ermittelt. Mit der so geschaffenen Bewertung des gesamten Projektportfolios kann die IT-Organisation auch kurzfristig erforderliche Änderungen in der Geschäftspolitik umsetzen oder auf veränderte finanzielle Rahmenbedingungen reagieren.

Geht es um die operationalen Kosten, lässt sich laut Wroblowski der Löwenanteil der Sparpotenziale (50 Prozent) mittels Restrukturierungsmaßnahmen verwirklichen, weitere zehn Prozent entfallen auf Optimierungen wie die Zentralisierung der IT-Infrastruktur. 20 Prozent ließen sich bei Henkel ferner durch das Ausnutzen der Einkaufsmacht und entsprechende Nachverhandlungen mit IT-Anbietern und Dienstleistern realisieren. Die so frei gewordenen Mittel reinvestiert Wroblowski in innovative Projekte.

SAP-Betrieb ist "Commodity"

Einen vergleichbaren Ansatz verfolgt Matthias Moritz, CIO der Bayer Healthcare AG. Die Einführung und Pflege von SAP-Systemen sieht er zunehmend als "Commodity", die die ausgegliederte Servicetochter Bayer Business Services innerhalb der Konzernstruktur übernehmen könne. Das Harmonisieren von Plattformen und Systemen nimmt aber auch bei Bayer Healthcare eine wichtige Rolle ein. So führt das Unternehmen derzeit in Deutschland und Frankreich ein CRM-System von Siebel ein; der weltweite Rollout steht bevor. Ein weiteres Ziel ist die Konsolidierung der Rechezentren.

Generell sieht sich Moritz auf dem Weg von einer eher taktisch ausgerichteten IT-Steuerung hin zum strategischen IT-Management, das Geschäftsprozesse und Innovationen in den Mittelpunkt stellt. Zu den Zukunftsthemen in der IT zählt er unter anderem Mobilität, die innerbetriebliche Kommunikation, globale Prozesse, die Optimierung der Wertschöpfungskette und eine stärkere Ausrichtung auf die Kunden.

Ähnlich wie die Gesundheitsbranche waren bislang auch die großen Energieanbieter von der Krise weniger stark betroffen als andere Industriebereiche. Doch hier stehen nach Jahren mit üppigen Gewinnen schwerere Zeiten erst noch bevor, falls, wie von Experten erwartet, ein stärkerer Wettbewerb einsetzt. Chittur Ramakrishnan, CEO der RWE IT GmbH, rechnet mit großen Herausforderungen, die aufgrund der geplanten EU-Regulierung auf den Mutterkonzern zukämen. Das Unternehmen fährt deshalb ein präventives Sparprogramm.