In der IT-Branche weht ein kühler Wind

05.11.2003
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Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Das wichtigste für die Firmen ist laut Ewert, dass dieser Vorgang schnell und geräuschlos abläuft. Das gelte auch für die Abfindung der Mitarbeiter. Er habe die Erfahrung gemacht, dass viele Arbeitgeber über die üblichen Abfindung hinaus Geld drauflegten, wenn die Beschäftigten ihren Aufhebungsvertrag schnell unterschrieben. Die Angst vor einem Imageschaden und der Möglichkeit, dass der Ex-Mitarbeiter bei einem Kunden oder Partnerunternehmen von morgen anheuern könnte, habe bei den betroffenen Unternehmen eine gewisse Großzügigkeit zur Folge.

Rund ein Viertel aller von Towers Perrin Befragten arbeitet mit Frühpensionierungen. Die geringe Anzahl erklären die Frankfurter Vergütungsberater damit, dass die Mitarbeiter in der IT ähnlich wie die Branche selbst relativ seien. Wenn solche Regelungen angeboten werden, dann von Großunternehmen wie IBM oder Siemens, die noch vor nicht allzu langer Zeit über einen hohen Anteil an älteren Mitarbeitern verfügten.

Die Arbeitszeitreduzierung, in anderen Branchen längst an der Tagesordnung, hält jetzt auch in der IT Einzug. Bisher war man in der Branche gewöhnt, viel zu arbeiten und eine Menge Überstunden zu leisten. Das bestätigt auch die aktuelle COMPUTERWOCHE-Gehaltsstudie. Sie erbrachte nämlich, dass fast zwei Drittel der IT-Beschäftigten zwischen 41 und 50 Stunden arbeiten.

In der Towers-Perrin-Untersuchung gaben 44 Prozent der Befragten an, dass sie Modelle der Arbeitszeitreduzierung anwenden. Diese Programme dauern in der Regel drei bis zwölf Monate. Für Sachbearbeiter gibt es eine Verringerung von bis zu maximal zwei Tagen pro Woche. Nicht verkürzt wird in aller Regel die Arbeitszeit der Vertriebsmannschaft.

Kein fester Arbeitsplatz mehr

Die Gewerkschaften befürworten solche Modelle, wie Michael Jäkel, im Verdi-Vorstand zuständig für die IT-Branche, versichert. Jüngstes Beispiel sei die Telekom. Personalvorstand Heinz Klinkhammer verkündete kürzlich in Hamburg, dass er mit 10.000 Mitarbeitern weniger gut auskommen würde. Als Alternative werde nun erwogen, dass 100.000 Mitarbeiter ihre Arbeitszeit von 38 auf 34 Stunden reduzieren, allerdings ohne Lohnausgleich. Die Betriebsräte sind einverstanden, betont Jäkel. Sie befürworteten, dass die Arbeitgeber zunächst alle "weichen Maßnahmen" ausschöpfen, bevor es zu Entlassungen kommt.