IBM - der heimliche Softwareriese

30.03.2005
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

IBM müsse daran arbeiten, seine Kunden mit einer klaren Produktstrategie bei der Stange zu halten, fordert sein Forrester-Kollege John Rymer. Nach wie vor seien die meisten Kunden an konkreten Produkten interessiert. On demand sei zwar als übergeordnetes Konzept nett anzuhören, Kunden bräuchten jedoch handfeste Informationen über die Vorteile der Einzelprodukte. Auch intern müsse IBM noch einige Probleme lösen. Rymer berichtet von Kunden, die darüber klagten, einige der von IBM gelieferten Produkte weder zu verstehen noch wirklich zu brauchen. Ob dies mit Absicht oder aus Unwissenheit geschehen sei, ließ der Analyst offen.

Service für komplexe Software

Tatsächlich gibt es Kritiker, die dahinter Methode vermuten. Wenn die Produkte komplex genug seien, könne IBM mit seiner Dienstleistungssparte zu Hilfe eilen und zusätzlichen Umsatz generieren. "Das Softwaregeschäft funktioniert als Türöffner für das Servicegeschäft", sagt auch Andreas Zilch, Analyst von Techconsult.

Auch von Seiten der Wettbewerber drohe IBM Gefahr, prognostiziert Zilch. Zwar habe das Unternehmen einen technischen Vorsprung von etwa zwei Jahren, doch Konkurrenten aus dem Applikationslager, denen IBM mit seinem Rückzug aus dem Anwendungsgeschäft bereits seit Jahren aus dem Weg geht, drängen seit einiger Zeit verstärkt in das Middleware-Business.

Weitere Übernahmen stehen an

Für IBM-Manager Tuerk stellen die in das Integrationsgeschäft drängenden Applikationsanbieter keine Gefahr dar. Als Marktführer werde man immer von einer Horde Verfolger getrieben. Tuerk zufolge hat IBM noch einen beruhigenden Vorsprung und werde weiter in die Entwicklung der eigenen Plattform investieren. Übernahmen scheinen dafür ein probates Mittel. Analysten gehen davon aus, dass der IT-Riese seine Akquisitionsfrequenz halten, wenn nicht sogar erhöhen wird. Welches Softwareunternehmen wird sich wohl als nächstes im Portfolio von Big Blue wiederfinden?