HP: Der Schattenmann solls richten

06.04.2005
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Eine zweite Front tut sich für HP mit IBM auf. Da HP derzeit 70 Prozent seines Umsatzes mit margenschwacher Hardware erwirtschaftet, müssen die Kalifornier den Analysten von Gartner zufolge dringend stärker in die lukrativen Bereiche Software, Wartung und Service investieren. Diesen Weg hat Wettbewerber Big Blue allerdings schon viel früher eingeschlagen und ist daher besser am Markt aufgestellt. Mit dem Verkauf der PC-Einheit an Lenovo ist IBM außerdem ein Problem los, mit dem sich HP noch herumschlägt. Deshalb werden immer wieder Rufe laut, das PC-Geschäft abzustoßen oder auszugliedern.

Neben der Bedrohung durch IBM und Dell lauert für Hurd eine weitere Gefahr im Kerngeschäft, der Druckersparte. Im letzten Geschäftsquartal schmolzen die Einnahmen hier um 13 Prozent. Ein fatales Signal angesichts der Tatsache, dass die Division im vergangenen Fiskaljahr 73 Prozent zum Ertrag beisteuerte.

Hurd ist ferner gut beraten, den Fokus wieder klarer an den Bedürfnissen der Anwender auszurichten. In letzter Zeit häufte sich die Kritik, das Unternehmen habe den Bezug zu seinen Kunden verloren und sei zu sehr mit sich selbst beschäftigt. So forderte zum Beispiel Ashok Bakhshi, CIO des Aufzugherstellers Schindler in den USA, eine bessere Differenzierung des Herstellers am Markt durch die Bündelung von Services mit Hardware. Beispielsweise könnten SAP-Systeme auf HP-Rechnern vorkonfiguriert ausgeliefert werden. Viele Anwender haben auch noch längst nicht das Aus der Midrange-Serie "e3000" samt Betriebssystem verkraftet und verweisen auf IBM, das seine vergleichbaren "I-Series"-Produkte nicht aufgegeben hat. Ebenso trauern sie dem "Alpha Server" und dem Unix-System "Tru 64" nach.

HP-Chef unter Zeitdruck

An Hurd liegt es nun, die Weichen neu zu stellen und negative Entwicklungen zu stoppen. Die Marktforscher von Gartner halten beispielsweise einen Rückzug aus der Unterhaltungselektronik wegen der hohen Fertigungskosten und geringen Margen für denkbar, ebenso die Einstellung von einigen unrentablen Services. Viel Zeit bleibt Hurd nicht, denn als Chef von HP wird er längst nicht so unbeobachtet und ungestört arbeiten können wie in seiner Zeit bei NCR. Sollte er es jedoch schaffen, HP auf konstanten Wachstums- und Renditekurs zu bringen, wäre der Erfolg mindestens so hoch einzuschätzen wie ein Sieg in Wimbledon.