Herkules soll Bundeswehr-IT ausmisten

07.02.2002
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Etwa fünf Jahre lang dürfte sein Know-how für den IT-Dienstleister unabdingbar sein, schätzt Hahnenfeld. „Es wird in den Geschäftsbeziehungen zwischen Bundeswehr und IT-Gesellschaft zu Anfang mit Sicherheit ein paarmal knallen, und dann ist es gut, auch in der Spitze der Gesellschaft einige Leute zu haben, die die spezifischen Gegebenheiten der Bundeswehr kennen.“

Zwei Pilotprojekte

Um einen konkreten Handlungsbedarf zu befriedigen, hat der IT-Stab bereits zwei IT-Pilotprojekte gestartet:

–„Interoperabilität der Krisenreaktionskräfte“ (Kintop) zielt auf die Zusammenarbeit der mobilen Kommunikationssysteme und ihre Anbindung an das Einsatzführungs-Kommando via Satellit. Das Vorhaben wurde nach einer Ausschreibung an die Deutsche Telekom AG übergeben und Ende Juli vergangenen Jahres abgenommen.

–Ein integriertes Führungsinformationssystem soll alte, jeweils nur auf Heer, Luftwaffe oder Marine ausgerichtete Applikationen in ein Gesamtsystem überführen. Den Auftrag gewann CSC Ploenzke. Über eine Web-basierende Oberfläche will der IT-Dienstleister den rollen- und benutzerspezifischen Zugriff auf unterschiedliche Systeme – von der Datenbank über geografische Informationssysteme bis zu virtuellen Krisenszenarien – ermöglichen. Ein „Information Supply Manager“ (ISM) soll die Interoperabilität sicherstellen.

Kritiker des Vorhabens fragen unter anderem, ob die Bundeswehr nicht gerade jetzt – am Vorabend ihres Engagements in Afghanistan – Dringenderes zu tun hätte. Ihnen hält Hahnenfeld entgegen, dass die Bundeswehr jetzt und künftig moderne logistische Verfahren benötige, die eine IT-Unterstützung der Soldaten auch außerhalb Deutschlands zulasse. Von Laien geäußerte Bedenken wegen einer geringeren Sicherheit von Daten und Netzen weist Hahnenfeld ebenfalls von sich: „Den keimfreien Raum haben wir längst verlassen – spätestens, als wir öffentliche Netze in Anspruch nahmen und Fremdpersonal für das Rechenzentrum einstellten.“