Herkules soll Bundeswehr-IT ausmisten

07.02.2002
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Ein weiterer Grund für das Outsourcing ist das öffentliche Vergaberecht, nach dem sich eine Bundeswehr-interne Organisation zu richten hat: Es zieht die Entscheidungsprozesse derart in die Länge, dass die Anforderungen zum Zeitpunkt ihrer Realisierung veraltet wären. „Und durch die EU-Vorgaben dauert es eher noch länger als bisher“, klagt Hahnenfeld. Deshalb strebt die Bundeswehr auch nur eine Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent an: Als mehrheitlich privates Unternehmen kann das geplante Joint Venture wesentlich flexibler agieren.

Auf unterschiedlichen Verbandstreffen und Foren stellte Hahnenfeld seine Ideen vor und forderte die in Frage kommenden Unternehmen auf, seine Vorstellungen zu diskutieren und die Ausschreibungsunterlagen anzufordern. Das sei durchaus eine gängige Praxis bei der Vergabe von derartigen Großprojekten, erläutert der Ministerialdirigent. Den Vorwurf, dass ohne eine öffentliche Ausschreibung bestimmte Unternehmen bevorzugt werden könnten, schmettert er ab: „Wer das nicht mitbekommen hat, muss sich fragen lassen, ob seine Informationswege funktionieren“. Allerdings hätten nur solche Unternehmen eine Chance, die über genug Kapital verfügten, Erfahrungen mit Projekten dieser Größenordnung mitbrächten und im Stande seien, alle angesprochenen Themen abzudecken.

Mit dem Meinungsaustausch im Vorfeld sollte auch sichergestellt werden, dass die Industrie nur anbietet, was sie auch leisten kann, damit sich die Vorschläge schnell realisieren lassen. Außerdem ließen sich auf diese Weise die juristischen Probleme schon im Vorfeld weitestgehend klären, versichert Hahnenfeld.

Kein leichter Verhandlungspartner

Der Umfang des Vorhabens und das Prestige des Auftraggebers lockte einige IT-Anbieter an. Sieben Bewerbungen gingen beim IT-Stab ein; drei davon wurden nach der ersten Sichtung aussortiert; EDS und Alcatel haben nachträglich wieder zurückgezogen. Übrig blieben zwei Bieterkonsortien: Auf der einen Seite IBM, T-Systems und SBS, auf der anderen CSC Ploenzke, EADS und Mobilcom. Offenbar trauen sich nicht einmal Serviceriesen wie die mit Debis fusionierte Telekom-Tochter und der IT-Dienstleister des Siemens-Konzerns, eine solche Unternehmung allein in Angriff zu nehmen.

Mit einer Entscheidung – die im Übrigen vom Parlament abgesegnet wird – ist nicht vor dem 1. Juli 2002 zu rechnen. Von März bis Juni dauert die Verhandlungsphase, in deren Verlauf die Möglichkeiten und Bedingungen mit den verbliebenen Bewerbern ausgelotet werden.