Herkules soll Bundeswehr-IT ausmisten

07.02.2002
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Ein leichter Verhandlungspartner ist Hahnenfeld sicher nicht. Das für einen Eigenbetrieb veranschlagte Jahresbudget, das von unterschiedlichen Quellen auf etwa 650 Millionen Euro beziffert wird, dürfe keineswegs als Maßstab gelten, sondern müsse „selbstverständlich durch ein scharfes Forderungs-Controlling herunterverhandelt werden“. Schließlich könne ein privatwirtschaftlicher Dienstleister ganz anders kalkulieren. Außerdem müsse der designierte Partner für das Anlage- und Umlaufvermögen der Bundeswehr eine Gegenleistung erbringen, die eine Beteiligung von 51 Prozent aufwiege.

Hahnenfeld hat sich eigenen Angaben zufolge „darüber gewundert, dass innerhalb der Konsortien Konkurrenten miteinander kooperieren wollen“. Doch seiner Ansicht nach wird sich diese Tatsache keinesfalls negativ auswirken. Ebenso wenig beunruhigt ihn ein anderer Zwiespalt, in den IBM, SBS, T-Systems und auch CSC Ploenzke möglicherweise geraten, denn Bw@Systems soll ja über kurz oder lang Drittgeschäft akquirieren. „Ein solches Unternehmen ist nur überlebensfähig, wenn es auch externe Kunden hat“, erläutert der IT-Direktor.

Bei den externen Kunden denkt Hahnenfeld beispielsweise an Banken und Versicherungen. „Ein schnelles, abhörsicheres Netz, wie wir es benötigen, gibt es noch nirgends. Da würden sicher viele Unternehmen aufspringen.“ Darüber hinaus könnte das Unternehmen sein Know-how bezüglich der R/3-Einführung im öffentlichen Bereich vermarkten.

Mitarbeiter sind wirtschaftlich einsetzbar

Auf diese Weise ließen sich auch die zu übernehmenden Mitarbeiter wirtschaftlich einsetzen, deren Anzahl das Monatsblatt „Behörden Spiegel“ mit 6000 beziffert. Sie werden zunächst über Beistellungsverträge für die GmbH arbeiten. Auf längere Sicht sollen sie aber – unter anderem durch finanzielle Anreize – dazu bewogen werden, den Arbeitgeber komplett zu wechseln.

Hahnenfeld selbst will mit gutem Beispiel vorangehen. Als Beamter hat er das obere Ende der Karriereleiter erreicht und könnte sich jetzt auf seinen Lorbeeren ausruhen. Trotzdem ist er bereit, einen beamtenuntypischen Pfad zu beschreiten und die Verantwortung eines Geschäftsführers zu übernehmen. Vermutlich wird er sie aber mit einem Topmanager des jeweiligen Partners teilen.