Fusionieren will geplant sein

12.05.2005
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Dort lief eine ältere Version der von Siemens stammenden Bankenapplikation "Kordoba", die bereits zur Ablösung anstand. Der Dienstleistungs- und Softwarenutzungsvertrag war eigentlich zum Ende 2004 gekündigt, dann aber noch einmal um drei Monate verlängert worden. Folglich stand das Projekt unter einem gewissen Zeitdruck.

Sieben Tipps

• Bei Fusionen müssen die Kosten der Datenübernahme Bestandteil des Business Case sein.

• Fachseite und IT sollten eng zusammenarbeiten - auch räumlich.

• Die Analysephase dauert oft länger als geplant.

• Gegen viele Überraschungen kann man sich durch gründliche Tests wappnen.

• Technische Lauffähigkeit und fachliche Korrektheit sind getrennt zu testen.

• Die Vorgehensweise sollte dokumentiert und wiederholbar sein.

• Die Archivierung ist von Anfang an zu berücksichtigen.

Die 2000 Firmenkunden der mittelständisch orientierten Schmidtbank ließen sich gut von Hand erfassen. "Eine komplexe technische Migration lohnte sich nicht", erläutert Axel Wintermantel, Leiter Zentraler Servicebereich Information Technology Applications, Private Kunden/ Mittelstandsbank und Leiter des Migrationsprojekts bei der Commerzbank. Außerdem eröffnete dies dem neuen Schmidtbank-Eigner die Gelegenheit, die gesamte übernommene Geschäftsklientel erstmals telefonisch zu kontaktieren. Diese Entscheidung nötigt dem Berater Schulte-Croonenberg Respekt ab. Ist sie doch ein Beleg dafür, dass IT und Fachbereiche Hand in Hand gearbeitet haben.

Die Kooperation mit der Business-Seite sei vor allem in der Analysephase sehr eng gewesen, beteuert Wintermantel: "Wie ist zum Beispiel ein Wertpapier-Depot auf der Datenseite abgebildet? Diese Frage muss man sowohl fachlich als auch technisch beantworten." Aus diesem Grund seien die Teams "gemischt" besetzt worden. Beinahe schulbuchmäßig flossen denn auch die Kosten der Datenmigration schon in den Business-Case für die Firmenübernahme ein. "Wären sie zu hoch gewesen, hätten wir das sicher nicht gemacht", bestätigt Wintermantel. Wie hoch sie denn waren, verrät er nicht. Nur so viel: "Meine Schätzungen sind eingehalten worden." Insgesamt waren 200 IT-Spezialisten in das Projekt involviert, davon 120 eigene Leute und 80 "zeitweilige Verstärkungen", wie der IT-Manager sie nennt. Alle Schlüsselpositionen wurden intern besetzt.

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