Fusionieren will geplant sein

12.05.2005
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Die Datenmigration ist einer der kritischen Faktoren bei einer Firmenübernahme. Wie er zu meistern ist, demonstrierte kürzlich die Commerzbank AG, Frankfurt am Main.

Meist ist die IT das Letzte, woran das Topmanagement bei Akquisitionen und Fusionen denkt. Doch für die schnelle und reibungslose Integration zweier Unternehmen dient die Vereinheitlichung der IT-Systeme als unverzichtbarer Katalysator. Wie der Fusionsexperte Helmut Schulte-Croonenberg betont, zählt diese Erkenntnis aber vor allem im produzierenden Gewerbe noch nicht zum Allgemeinwissen. Anders bei den Banken: "Die Gefahr, dass die IT zu gering geschätzt wird, ist hier relativ gering", so der Vice President bei A.T. Kearney.

Die für die Datenmigration aufgebaute Struktur ist in großen Teilen wiederverwendbar.
Die für die Datenmigration aufgebaute Struktur ist in großen Teilen wiederverwendbar.

Die Commerzbank kann als positives Beispiel dienen. Nachdem sie im Juni vergangenen Jahres die Schmidtbank geschluckt hatte, waren unter anderem die Daten von 360000 Privatenkunden in die Zentralsysteme zu übertragen. Dank sorgfältiger Planung ließen sich viele Probleme im Vorfeld lösen, so dass die Migration Anfang März relativ reibungslos über die Bühne ging.

"Die Datenmigration ist immer heikel", weiß Schulte-Croonenberg, "insbesondere dann, wenn sie von einem Tag auf den anderen geschieht." Ein Parallelbetrieb auf unterschiedlichen Systemen lässt sich jedoch allenfalls auf Zeit bewerkstelligen, weil er die Konsistenz des Datenmaterials gefährdet.

Unter Zeitdruck

Die Maxime der Commerzbank war eindeutig; es sollten nur Daten, keine Systeme übernommen werden. Aus gutem Grund: Während die Commerzbank im kommerziellen Bereich - wie viele andere Banken - eine maßgeschneiderte, zu 95 Prozent selbst entwickelte Software betreibt, hatte die Schmidtbank große Teile ihrer IT vier Jahre zuvor ausgelagert - größtenteils an die Accenture-Tochter ASK. Sie betreibt ein Rechenzentrum für Finanzdienstleister.