Gemischte Führung

Frauen bringen mehr Erfolg

26.05.2020
Von 
Martin Daniel ist Community Manager und HR Specialist bei Peakon.
Studien belegen, dass gemischte Führungsteams profitabler und Angestellte zufriedener sind. Wie mehr Frauen in Führungspositionen kommen, lesen Sie hier.

Die Coronakrise zeigt uns gerade echte Führung: Von Island bis Taiwan und von Deutschland bis Neuseeland treten Frauen an, um der Welt zu zeigen, wie man eine chaotische Situation bewältigen kann. Wenn man zudem auf Finnland, Island und Dänemark schaut, beweist die Pandemie, dass Frauen das Zeug dazu haben, ihre Länder erfolgreich durch die Krise zu führen.

Eine Studie zeigt, dass rund zwei Drittel der Unternehmen, die auf eine gemischt besetzte Firmenleitung vertrauen, ihre Gewinne steigern konnten.
Eine Studie zeigt, dass rund zwei Drittel der Unternehmen, die auf eine gemischt besetzte Firmenleitung vertrauen, ihre Gewinne steigern konnten.
Foto: Jacob Lund - shutterstock.com

Und das gilt nicht nur für Regierungen, sondern auch für Unternehmen. Denn Probleme können nur dann bestmöglich gelöst werden, wenn sie aus vielen Perspektiven betrachten werden. Mit vielfältigen Teams und gemischten Führungsetagen werden langfristig bessere Entscheidungen im Unternehmen gefällt. Dennoch sind Frauen in Führungspositionen noch immer in der klaren Minderheit. Dabei belegen etliche Studien, dass Betriebe innovativer und erfolgreicher sind, wenn Frauen etwas zu sagen haben.

Eine im Mai 2019 veröffentlichte Studie der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO) fand heraus, dass Unternehmen mit paritätisch besetzten Führungsetagen produktiver sind als solche mit homogen besetzten Führungsetagen. Fast zwei Drittel der Betriebe, die auf eine Durchmischung der Geschlechter in der Firmenleitung setzten, konnten ihre Gewinne steigern. Die Mehrheit erzielte Zuwächse zwischen zehn und 15 Prozent. Der Studie zufolge stellen sich die positiven Effekte geschlechtlicher Vielfalt dann ein, wenn 30 Prozent der Führungsrollen von Frauen eingenommen werden. Dieser Effekt wird auch als "XX-Faktor" bezeichnet.

Mit Frauen steigt die Profitabilität

Die 30-Prozent-Hürde wurde bereits zuvor von der Wissenschaft als markant definiert. Eine Gruppe von Forschern des Washingtoner Peterson Institut untersuchte 2016 den Effekt von Frauen in Führungspositionen und entwickelte eine Faustformel: Steigt der Anteil der Managerinnen von null auf 30 Prozent, wächst die Profitabilität um 15 Prozent. Je mehr weibliche Führungskräfte auf der mittleren und oberen Leitungsebene tätig sind, desto mehr Ertrag kann ein Unternehmen erwirtschaften. Denn es profitiert im Arbeitsalltag von der Kraft der gemeinsamen Innovation, Effektivität und den Perspektivenwechseln.

Die erhöhte Profitabilität könnte daran liegen, dass Mitarbeiter in Unternehmen mit einer paritätischen Führung zufriedener sind. Eine Studie des auf Mitarbeiterbefragungen spezialisierten Unternehmens Peakon zeigt, dass sich ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in der Führungsetage positiv auf die Zufriedenheit der Angestellten auswirkt. In Unternehmen, in denen der Frauenanteil in Führungspositionen mindestens 50 Prozent beträgt, genießen die Mitarbeiter deutlich mehr Unabhängigkeit - hier gibt es zum Beispiel öfter die Möglichkeit, flexible Arbeitsmodelle wie zum Beispiel Homeoffice zu nutzen. Schon allein das sorgt dafür, dass die Beschäftigten mit ihrem Job sehr viel zufriedener sind als diejenigen, die diese Möglichkeit nicht haben. Außerdem werden diese Unternehmen als effektiver in Bereichen wie Kommunikation und Mission wahrgenommen.

Unternehmen scheinen also erfolgreicher zu sein, wenn Führungsetagen paritätisch besetzt sind. Umso verwunderlicher sind daher folgende Zahlen: In den Vorständen der 160 Unternehmen, die in den drei Börsenindizes Dax, MDax und SDax gelistet sind, gibt es einen Frauenanteil von nur 8,7 Prozent. In den "Fortune-500"-Firmen haben immerhin fünf Prozent einen weiblichen CEO. In Deutschland kann durch das jüngste Ausscheiden von Co-CEO Jennifer Morgan bei SAP kein DAX-Unternehmen mehr eine Frau an der Spitze vorweisen. Es gibt keine rein weibliche Führungsetage in deutschen, börsennotierten Unternehmen. Auch in den Fortune-500-Unternehmen gibt es keine rein weiblich besetzte Führungsetage.

Mehr Frauen, weniger interne Hürden!

Die Gründe, warum so wenige Frauen in Führungsetagen sitzen, sind vielfältig und hinlänglich diskutiert. Doch es hilft nicht mehr, nur die Gründe zu kennen. Unternehmen müssen um weibliche Führungskräfte werben und sie fördern, um die Durchmischung der Führungsetagen voranzutreiben. Konkret heißt dies, dass intern Hürden abgebaut werden sollten. So könnte durch eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten mehr Frauen in Führungspositionen arbeiten. Dabei geht es nicht nur um die Möglichkeit von Homeoffice oder Gleitzeit, sondern zum Beispiel auch um Job Sharing oder die Option auf Führung in Teilzeit.

Hinzu kommt, dass sich alle Angestellten wohlfühlen müssen. Denn nur so können sie ihr volles Potenzial entfalten. Dabei bedarf es einer transparenten, offenen und vom gegenseitigen Feedback geprägten Unternehmenskultur, die dabei hilft, Hürden zu erkennen und abzubauen.

In einem Markt, der sich ständig verändert, ist der Bedarf an einer vielfältigen Perspektive und kreativen Lösungen heutzutage mehr denn je gestiegen. Für Unternehmen wird es künftig noch wichtiger werden, dass Manager und Personalverantwortliche jetzt verstehen, wie entscheidend es ist, Frauen in Führungspositionen zu haben. Denn zahlreiche Studien belegen, dass gemischte Teams bessere Entscheidungen treffen und sich ausgeglichene Geschlechterverhältnisse positiv auf die Zufriedenheit der Angestellten im gesamten Unternehmen auswirkt. Es ist also an der Zeit, dass Firmen das endlich erkennen - und entsprechend handeln. (pg/fm)