Cloud- und Hosting-Projekte richtig planen

Fallstricke bei der Berechnung von IT-Verfügbarkeit

22.09.2013
Von 


Thomas Wittbecker ist einer der Gründer der ADACOR Hosting. In seiner Funktion als CEO ist er im Unternehmen vor allem für die Neu- und Großkundengewinnung, Finanzen und Kommunikation verantwortlich. In seinen Blogbeiträgen setzt er sich pointiert mit Themen und Phänomenen auseinander, die ihm im Arbeitsalltag begegnen. Als Visionär vertritt er die Überzeugung, dass es für ein Unternehmen wichtig ist, ein verlässlicher und langfristiger Partner aller Stakeholder zu sein.

Worauf bezieht sich die Verfügbarkeit konkret?

Eine weitere Quelle von Missverständnissen ist die Definition des Services. Nehmen wir an, einem Kunden wird die Verfügbarkeit eines Servers garantiert, und er lässt von einer Webagentur eine Website auf diesem Server betreiben.

Aus der Sicht des Betreibers ist der Server so lange verfügbar, wie er einwandfrei läuft. Das kann auch dann der Fall sein, wenn der Webserver aus irgendeinem Grund kein http mehr ausliefert, sprich, die Website nicht mehr erreichbar ist.

Wer haftet für die Verfügbarkeit?

Aus Kundensicht ist der Server dann aber nicht mehr verfügbar, weil seine Website "weg" ist. Da jedoch eine Agentur die Website betreibt und auch für die Konfiguration zuständig ist, kann der Hoster keine Verfügbarkeit oberhalb des reinen Betriebssystems garantieren.

Als Webagentur oder Softwaredienstleister, die der der als Generalunternehmer gegenüber dem Kunden auftritt, ist zu beachten, dass die SLAs des Hosters nicht einfach an den Kunden für das Gesamtsystem weitergegeben werden können. Die Ausfallrisiken auf Applikationsebene müssen ebenfalls bestimmt und zu den Ausfallrisiken auf der Seite des Hosters hinzugerechnet werden.

Dieses Beispiel zeigt, dass es wichtig ist, sich genau darüber zu verständigen, worauf sich die Verfügbarkeit bezieht. Aus Kundensicht ist es am sinnvollsten, wenn die Verfügbarkeit des kompletten Dienstes, der betrieben werden soll, vereinbart wird.

Dies ist bei etwas komplexeren Projekten allerdings nicht mehr so einfach. Häufig wird hier dann ein Kompromiss geschlossen, und der Dienstleister garantiert die Verfügbarkeit des gesamten Projektes, so wie der Kunde es möchte, obwohl zu diesem Zeitpunkt eigentlich niemand weiß, wie hoch die Verfügbarkeit wirklich ist.

Einflüsse bei der Verknüpfung von Verfügbarkeiten am Beispiel einer VMware-Umgebung

Wenn wir über die Verfügbarkeit eines kompletten Dienstes reden, müssen wir uns Gedanken über die Verknüpfung und die Abhängigkeiten von verschiedenen Verfügbarkeiten machen.

Ein kompletter Dienst setzt sich meistens aus mehreren Services zusammen. Ein einfaches Beispiel ist unsere hochverfügbare VMware-Umgebung. Durch die Möglichkeiten, die VMware in verteilten Umgebungen bietet, haben wir bei den einzelnen virtuellen Servern eine sehr hohe Verfügbarkeit bei rund 99,99 Prozent auf das Jahr.

Dabei ist allerdings zu beachten, dass bei der Miete einer nackten VMware-Ressource die Verfügbarkeit der auf der virtuellen Maschine laufenden Projekte noch von weiteren Parametern beeinflusst wird.

1. Die Verfügbarkeit bezieht sich nur auf die virtuelle Hardware.

Bei einem Ausfall eines VMware-Knotens ist die virtuelle Hardware durch die Redundanzen und die Failover-Technologien innerhalb weniger Minuten wieder verfügbar. Nun booten die Server bei einem Failover einmal neu. Je nach Installation kann es einige Zeit dauern, bis alle Dienste wieder verfügbar sind. Dies ist dabei nicht in der Verfügbarkeit der VM abgebildet.

2. Die Verfügbarkeit der Applikationen auf dem virtuellen Server hängt in der Regel nicht nur von der virtuellen Hardware, sondern auch von der Verfügbarkeit des internen und externen Netzes ab.

In unserem Beispiel sind beide mit ebenfalls 99,99 Prozent sehr hoch verfügbar. Die für den Kunden aber letztendlich absolute Verfügbarkeit von Applikationen kann dabei maximal bei 99,97 Prozentliegen.

Bei der Verknüpfung von Verfügbarkeiten sprechen wir von einer Addition des Ausfallrisikos. Diese liegt bei einer Verfügbarkeit von 99,99 Prozent bei 0,01 Prozent.

Haben wir drei Services, die für die Gesamtverfügbarkeit verfügbar sein müssen, liegt das Ausfallrisiko bei 3 x 0,01 Prozent = 0,03 Prozent. Das ergibt eine Gesamtverfügbarkeit von 100 Prozent - 0,03 Prozent = 99,97 Prozent.

Wenn in unserem Beispiel noch Risiken aus den betriebenen Applikationen hinzukommen, wird die realistische Verfügbarkeit einer Applikation, auch unter optimalen Bedingungen, sicher nicht über 99,95 Prozent liegen.