Was ist privat, was ist dienstlich?

Facebook im Büro stellt CIOs vor Probleme

03.02.2011
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Soziale Netzwerke machen es schwierig, klare Grenzen zwischen Beruf und Privatleben zu ziehen. Sieben CIOs berichten, warum "Facebook im Büro" für sie eine Herausforderung ist, die sich technisch nicht lösen lässt.
Foto: Fotolia, bifrons

Müsste man Web 2.0 bildlich darstellen, würde sich so manches Unternehmen wohl für einen Januskopf entscheiden. Der römische Gott Janus mit zwei Gesichtern als klassisches Symbol der Zwiespältigkeit. Einerseits versuchen immer mehr Unternehmen soziale Netzwerke für Marketing und Werbung zu nutzen, schließlich kann man hier mit dem potenziellen Kunden direkt in Kontakt treten. Andererseits merken sie, dass Facebook und Co. vor den Werkstoren nicht halt machen: Wer Facebook privat extensiv nutzt, akzeptiert keine Zwangspause von acht oder neun Stunden. Wenn Arbeitgeber den Zugang zu sozialen Netzen sperren, können sie sich vor allem bei der jüngeren Generation schnell ins Abseits bugsieren. Die COMPUTERWOCHE wollte von sieben CIOs wissen, wie sie die private Nutzung von Internet, E-Mail und Social-Media in ihrem Unternehmen regeln und wo sie die größten Herausforderungen beim Thema "Facebook im Büro" sehen.

Wer eigenverantwortliche Mitarbeiter will, darf nichts sperren

Michael Kollig, CIO Nordost- und Zentraleuropa der Danone-Gruppe : "Wir gehen mit der privaten Nutzung von Online-Services sehr großzügig um. Prinzipiell sind alle Dienste zugänglich, wobei wir aber versuchen, Inhalte gesetzeswidriger oder pornographischer Natur zu blockieren. Für uns kommt eine komplette Blockade dieser Online-Dienste nicht in Frage. Kommunikation und Interaktion mit einer großen Anzahl von Kunden und Konsumenten ist für uns als Markenartikler im Konsumgütersegment eine Kernkompetenz. Wenn ich diese Dienste für berufliche Zwecke frei schalte, ist es den Mitarbeitern nicht zu vermitteln, warum sie diese nicht auch in vernünftigen Grenzen privat nutzen sollten, zumal in vielen Fällen die Grenze zwischen privater und geschäftlicher Nutzung nicht klar zu ziehen ist. In unserem Leitbild fordern wir den unternehmerisch denkenden, eigenverantwortlichen Mitarbeiter, dazu passt eine straffe Regulierung im Bereich Online-Dienste nicht. Gemeinsam mit dem Betriebsrat haben wir eine Internet-Richtlinie aufgestellt, die aber mehr an den gesunden Menschenverstand appelliert als harte Grenzen zu ziehen.

Michael Kollig, Danone: "Die Grenze zwischen privater und geschäftlicher Nutzung von Online-Diensten ist in vielen Fällen nicht klar zu ziehen."
Michael Kollig, Danone: "Die Grenze zwischen privater und geschäftlicher Nutzung von Online-Diensten ist in vielen Fällen nicht klar zu ziehen."
Foto: Danone, Michael Kollig

Die größte Herausforderung von "Facebook and friends" ist die Sensibilisierung der Mitarbeiter. Was ein Mitarbeiter aus seinem Privatleben preisgibt, ist sicher seine persönliche Entscheidung, auch wenn hier etwas mehr Zurückhaltung angebracht wäre. Im Firmenkontext erwarten wir von jedem Mitarbeiter, dass keine vertraulichen oder anderweitige interne Informationen auf diesen Plattformen erscheinen. Auch in dem Fall setzen wir auf die Eigenverantwortung der Mitarbeiter und versuchen nicht, scheinbare Sicherheit durch technische Lösungen zu finden. Dies gilt im gleichen Maße für das oft heiß diskutierte Thema Arbeitszeitverlust durch Nutzung von Online-Medien. Es ist hauptsächlich die Verantwortung der Mitarbeiter und ihrer Führungskräfte, ihre Arbeitszeit und Ergebnisse zu managen. Die Verschwendung von Arbeitszeit auf Online-Plattformen ist eher ein Symptom einer grundsätzlichen Motivations- oder Führungsproblematik und weniger der Verfügbarkeit dieser Medien geschuldet."