ENUM: Rufnummer wird zur IP-Adresse

26.04.2006
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Wege zur eigenen ENUM-Domain

Nach dem von 2002 bis 2005 dauernden Probebetrieb mit über 3500 Testdomains ist hierzulande im kommerziellen Betrieb die Denic die oberste Registrierungsinstanz für ENUM. Derzeit sind etwa 5300 ENUM-Domains registriert, die rund 15000 Telefonanschlüsse repräsentieren. Die Denic kümmert sich in Deutschland um die Verwaltung der entsprechenden Informationen, während die eigentliche Registrierung für den Kunden beziehungsweise Anwender über die Provider und Carrier erfolgt. Dabei scheinen alle Beteiligten in der Zusammenarbeit mit der Bundesnetzagentur aus dem Debakel bei der Vergabe der klassischen Web-Adressen gelernt zu haben: Ein Domain-Grabbing nach dem Motto "First come, first serve" droht bei ENUM nicht, denn Rufnummerninhaber und ENUM-Domain-Inhaber müssen identisch sein. Ferner wird eine ENUM-Nummer vorerst nur für ein Jahr vergeben, danach wird überprüft, ob der Inhaber noch derselbe ist. Gleichzeitig dürfen nur Domains zugeteilt werden, die eine Entsprechung im deutschen Rufnummernplan besitzen. Ein Blocken von Adressen auf Vorrat, wie im Web geschehen, sollte damit unmöglich sein.

Routing-Fragen

Allerdings ist die Registrierung einer ENUM-Domain nur die halbe Miete auf dem Weg in die neue Kommunikationswelt. Um die Vorteile wirklich nutzen zu können, benötigt der Anwender noch entsprechende Endgeräte, und das Routing des Kommunikationsflusses muss sichergestellt werden. Doch das ist nicht mehr trivial, denn diese Fragen sind noch nicht abschließend gelöst. Hinsichtlich des Routings beziehungsweise der Netzwahl sind zwei Ansätze vorstellbar: Entweder die Carrier beziehungsweise ISPs übernehmen diese Aufgabe oder das Endgerät selbst.

ENUM-Anbieter

Software:

  • Asterisk, Open-Source- TK-Anlage;

  • SIP, Express-Router, Open-Source-Router;

  • Swyx, Windows-basierende TK-Anlage;

  • GnomeMeeting, H.323-Software-Telefon;

  • Pingtel, Softphone;

  • Xten, Softphone X-Lite;

  • Ahead, Sippstar;

  • Lucent, Vital Suite.

Software für Entwickler:

  • reciprocate, SIP-Stack für Windows und Linux;

  • Net-DNS-0.53, Perl DNS Resolver Module;

  • Japan NIC, ENUM-Client- Bibliothek in Perl.

Hardware:

  • Snom, IP-Telefon;

  • AVM, Unterstützung für Fritz Box angekündigt;

  • Innovaphone, TK-Anlage;

  • Voxeo, Voice-Center-Server mit Sprachdialogsystem.

VoIP-Anbieter mit ENUM:

  • Iptel;

  • Sipsnip;

  • Purtel;

  • Tiscali;

  • Dus.net.

Obige Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dient nur zu einer ersten Orientierung.