ENUM: Rufnummer wird zur IP-Adresse

26.04.2006
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Rufnummer als IP-Adresse

An dem Aufbau einer WWW-Adresse orientiert sich denn auch eine ENUM-Telefonnummer, die sich aus der eigentlichen Rufnummer, der country code Top Level Domain (ccTLD, hier die 49 für Deutschland) sowie der eigentlichen Top Level Domain e164.arpa zusammensetzt. Aus der klassischen Telefonnummer + 4989360860 der computerwoche wird so die ENUM-IP-Adresse 0.6.8.0.6.3.9. 8.9.4.e164.arpa, da die Ziffern in umgekehrter Reihenfolge vor die TLD gestellt werden.

Wenn auch vereinheitlicht, sind die Nummern auch in der ENUM-Form nicht sonder- lich handlich, wenn man sie etwa mit VoIP-Adressen bei SIP wie sip:computerwoche@sipprovider.de vergleicht. Für die Beibehaltung von Zahlen spricht jedoch laut Frank Jäkel, Geschäftsführer der Mannheimer Cytel GmbH, die VoIP-TK-Anlagen entwickelt, dass "eine Telefonnummer selbst auf dem nie- derwertigsten Gerät verfügbar ist".

Eine Nummer für alles: ENUM beseitigt den Zahlenverhau auf heutigen Visitenkarten.
Eine Nummer für alles: ENUM beseitigt den Zahlenverhau auf heutigen Visitenkarten.

Letztlich hält auch Raschid Karabek, Head of Strategy & Business Development bei BT Germany, das derzeitige Prinzip für eine gute Idee, da es auf dem DNS-Standard basiert und damit zumindest in der Theorie sofort weltweit verfügbar ist. Zumal der Vorteil einer Bündelung aller Kommunikationskanäle unter einer Nummer überwiegt - darin sind sich die Experten einig. Ein weiterer Reiz liegt darin, dass sich im ENUM-Register für die Geräte zusätzlich Prioritäten sowie die Kommunikationsfähigkeiten der Devices hinterlegen lassen.

So funktioniert ENUM

Technisch gesehen gestaltet sich ein ENUM-Anruf folgendermaßen: Nach der Eingabe der gewünschten Rufnummer greift der ENUM-Client über den e164.arpa-Nameserver auf untergeordnete ENUM-Nameserver mit den Naming Authority Pointer Records (NAPTR) zu. Diese Einträge (Records) enthalten Informationen über die verfügbaren Services, die in Verbindung mit einer bestimmten E.164-Rufnummer stehen. Das Ergebnis könnte dann eine Liste mit verschiedenen Endgeräten oder Services sein, die der Reihenfolge nach abgearbeitet werden. Ferner sorgt das System automatisch dafür, dass die Endgeräte ausgewählt werden, die zur Ausgabe der Nachricht tauglich sind. Ein eingehendes Fax landet also beispielsweise auf einem Faxgerät.