Einstellungen bald nur noch übers Web

30.09.2005
Von Constantin Gillies

Auf der Suche nach einem Filter entdecken die Firmen derzeit auch das so genannte Recrutainment wieder, eine Mischung aus Rekrutierung und Entertainment. Bewerber nehmen hier an einem Planspiel im Internet teil. Die Gewinner werden zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Wie solche Online-Spiele Top-Kandidaten anziehen, zeigt L’Oréal. Seit fünf Jahren veranstaltet der Beautykonzern die so genannte E-Strat Challenge, ein Business-Planspiel, an dem sich Teams von Universitäten weltweit beteiligen. Die Sache ist dem Unternehmen ganz wichtig: Ganzseitige Anzeigen in internationalen Magazinen wie "Business Week" kündigen den Wettbewerb an. Die Endausscheidung findet unter viel PR-Rummel in Paris statt. Für den Kosmetikkonzern zahlt sich der Aufwand aus: 135 Teilnehmer wurden seit dem Start des Spiels eingestellt - übrigens nicht nur aus den Siegerteams.

Gute Erfahrung mit Planspielen

Wie sehen die Zukunftsaussichten solcher Recrutainment-Projekte aus? Schließlich soll sich der Arbeitsmarkt in einigen Jahren wieder drehen und Absolventen können sich ihren Arbeitgeber auswählen, meinen Arbeitsmarktforscher. Wer wird noch Zeit und Lust haben, sich an einem langwierigen Online-Spiel zu beteiligen, wenn er anderswo sofort mit Kusshand genommen wird? Personalchef Sonntag meint, dass die E-Strat Challenge Bestand haben wird: "Es hat eine starke Aussagekraft, wenn jemand überhaupt teilgenommen und sich dem internationalen Wettbewerb gestellt hat."

Neue Konkurrenz: Jobroboter

Doch nicht nur das Recrutainment erlebt aktuell eine Wiedergeburt. Auch auf dem Markt für Jobbörsen, den viele schon fest im Griff von Großanbietern wie Monster oder Stepstone wähnten, wird weiter experimentiert. Vor allem Spezialportale sind auf dem Vormarsch. Jede Branche und jeder noch so kleine Sektor verfügt mittlerweile über eigene E-Recruitment-Portale. Experten aus dem Automobilbereich gehen unter www.automotive-job.net auf Jobsuche, www.bau.net bedient die Bauwirtschaft und freie Stellen in der Druckindustrie meldet www.printjobs.de (eine Liste der Börsen gibt es unter www.crosswater-systems.com). Die großen Jobbörsen reagieren auf diesen Trend, indem sie eigene Spezialportale eröffnen. JobScout24 etwa listet auf computerwoche.de bevorzugt Stellen mit IT-Bezug auf. "Wir wollen die Zielgruppe dort abholen, wo sie zuhause ist", erklärt Geschäftsführer Hack.