Während der Wertbeitrag der Transportkapazität reduziert wird, sollen mit der Wertschöpfung im Servicebereich insgesamt größere Margen erzielt werden, lautet die Rechnung. "Das ist ein Spiel mit dem Feuer", warnt Friedrich jedoch vor Euphorie bei dieser "Wette auf die Zukunft".
Die TK-Anbieter müssen dafür Sorge tragen, dass innovative Dienste von ihnen bereitgestellt werden und ihre Kunden nicht auf Angebote von unabhängigen Service-Providern ausweichen. Dieses Feld bietet den Schwergewichten der Branche einen Vorteil gegenüber kleineren Wettbewerbern, die noch kein Content-Geschäft oder Partnernetze aufgebaut haben. Folglich müssen diese bei größeren Telcos aus dem Ausland unterschlüpfen, wie es der Hamburger City-Carrier Hansenet bei Telecom Italia vorgemacht hat.
Integrierte Angebote aus Zugängen und Inhalten können der Schlüssel zum Erfolg sein - wenn der Anbieter nicht wie die Telekom auf vier getrennten Säulen ruht, die sich gegenseitig das Leben schwer machen. "Viele der innovativen Anwendungsfelder entstehen zwischen den Säulen", berichtet AT-Kearney-Berater Gerbert. Diverse Integrationsthemen stehen an, und jedes wirft neue Probleme auf: T-Online ist etwa in Spanien und Frankreich aktiv, T-Com tritt in Osteuropa an.
Laut Friedrich von Booz Allen Hamilton ist die Re-Integration der Internet-Töchter in die Festnetzgesellschaften bei vielen großen, nationalen TK-Unternehmen eine Frage der Zeit. Vorgeprescht ist unlängst France Télécom, die angekündigt hat, ihren ISP Wanadoo ins Boot zurückzuholen. Ob ein solcher Schritt bei der Telekom ansteht, ist noch nicht klar - wirklich überraschen würde er heute indes kaum einen Beobachter. Mummert-Berater Janke rechnet damit, dass T-Online unter das Konzerndach zurückgeholt wird, wenn auch erst im kommenden Jahr. Die Telekom hält noch rund 74 Prozent der Anteile des ISPs. Der DSL-Markt verspricht 2004 also zum ersten Mal Spannung, weil sich keiner der Beteiligten mehr auf eine vermeintlich sichere Position zurückziehen kann.