DSL-Wettkampf heizt sich auf

22.04.2004
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

"Unglaublich langsam" bewege sich der heimische Breitbandmarkt, ärgert sich AT Kearneys Technologie-Experte Gerbert. Dabei sei höchstens der Gelegenheitssurfer mit Schmalband zufriedenzustellen; wer das Internet halbwegs sinnvoll nutzen wolle, komme heute an Breitband nicht mehr vorbei. Entscheidend sei dabei nicht nur die Download-Rate, sondern auch, dass die Anwender dauerhaft online seien, sagt Gerbert: "Dadurch gewinnt die Internet-Nutzung eine ganz andere Qualität." Am Breitband bis ins Wohnzimmer hängen auch die Hoffnungen einer ganzen Reihe von Unternehmen aus der IT- und Medienbranche.

Doch mit den fallenden Preisen ändert sich langsam das starre Gefüge des Marktes - zumindest bei den Internet-Zugängen. Hier konnte sich T-Online - Marktführer mit rund 3,5 Millionen Breitbandnutzern - bislang auf die Marktmacht seiner Konzernmutter verlassen: Die DSL-Verträge der Telekom-Festnetztochter T-Com sichterten auch T-Online seine Spitzenstellung. Seit dem vierten Quartal 2003 hat sich das Bild allerdings gewandelt, denn United Internet mit den Töchtern 1&1 sowie GMX konnte ähnlich viele Neukunden werben. In der Folge geriet erst der Aktienkurs von T-Online unter Druck, dann kochten Gerüchte über eine strategische Neuausrichtung des Telekom-Konzerns hoch.

T-Coms Freud - T-Onlines Leid

Hintergrund der Entwicklung ist, dass Konkurrenten der Telekom den DSL- und den Internet-Zugang inzwischen mehr oder weniger aus einer Hand anbieten können. Hier und bei den geforderten Entgelten hatten die Wettbewerbsbehörden den Druck auf den Bonner Carrier erhöht. In diesem Sommer wird die Telekom zudem die Großhandelspreise für DSL-Resale senken, wodurch der Markt weiter angekurbelt werden soll. Dadurch schrumpft zwar ihr Anteil, im Gegenzug steigen aber Umsatz und Ertrag durch die reine Masse. Zuletzt hatte der Konzern über vier Millionen Kunden von DSL-Basisanschlüssen, Ende des Jahres sollen es deutlich über fünf Millionen sein. T-Coms Freud ist T-Onlines Leid.

Zudem ist die Akquisition von Neukunden nur eine Seite der Medaille, denn die Bindung der bestehenden Nutzer rückt ebenfalls in den Mittelpunkt des Interesses. Technikaffine Kunden der ersten Stunden müssen mit neuen Marketing-Argumenten an ihren Provider gebunden werden. Wer sich einst schnell für Breitband entschieden hat, ist ebenso schnell auch wieder weg und beim günstigeren Konkurrenten untergeschlüpft. Anfang Januar meldeten die Marktforscher von Forrester, dass 22 Prozent der US-amerikanischen Breitband-Surfer (Kabel und DSL) daran interessiert sind, ihren Provider zu wechseln - vornehmlich, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmt.

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