Die zehn schwersten SOA-Hürden

27.07.2007
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

9. Standards: Es gibt zu viele!

Geht es um Komplexität und heterogene IT-Strukturen, haben IT-Hersteller stets die gleiche Antwort parat: Vereinheitlichen und Standardisieren. Im Umfeld von Service-orientierten Architekturen, die schon per Definition eine Vielzahl unterschiedlichster Komponenten integrieren müssen, gilt dies in besonderem Maß. Von einem Mangel an Standards, wie er in den Anfangszeiten des SOA-Booms oft beklagt wurde, kann heute indes keine Rede mehr sein. Linthicum beispielsweise verfolgt alleine 60 für SOA relevante Standards. Steve Craggs vom US-amerikanischen Beratungshaus Lustratus zählt mindestens 70 Standards oder Entwürfe für Web-Services und fordert: "Stoppt den WS-Wahnsinn." Niemand könne eine derart große Menge an Spezifikationen gleichzeitig im Auge behalten, urteilen die Consultants übereinstimmend.

Deutsche IT-Verantwortliche bestätigen diese Einschätzung. "Es gibt zu viele, teilweise sogar konkurrierende Standards", kritisiert Senacor-Berater Herr. Vor allem bei Web-Services fehle es an Verlässlichkeit, wie beispielsweise der Widerspruch zwischen WS-Reliable Messaging und WS-Reliability zeige. T-Mobile-Manager Mösch beklagt eine "wahre Inflation an Standards". Erschwerend komme hinzu, dass etliche Spezifikationen von den Herstellern unterschiedlich interpretiert würden. Mösch: "Eine Konsolidierung ist dringend erforderlich."

Ob die Anbieter daran Interesse haben, ist fraglich. "IT-Altlasten stellen nicht nur für die Anwender, sondern auch für die Softwarehersteller eine ernst zu nehmende Innovationshürde dar", erläutert Herr. "Die Folge sind Kompromisse bei der Verabschiedung von Standards." So komme es vor, dass auch sinnvolle Anpassungen zugunsten der Kompatibilität mit früheren Softwareversionen auf der Strecke blieben. "Die Standardisierungsgremien sind von den Herstellern dominiert", so Herr. Darin liege das eigentliche Problem. Ähnlich sieht es auch Büttner: "Die Herstellerinteressen liegen oft weit auseinander." Das erschwere es, praxistaugliche Spezifikationen zu verabschieden. Dagegen helfe nur eines: "Die Anwender müssen in die Standardisierungsgremien rein."

Um das Problem einzudämmen, rät Craggs Unternehmen zu Pragmatismus: "Ignorieren Sie alle Web-Services-Standards - bis auf die wichtigsten: Soap, WSDL, WS-Security und eventuell WS-Adresssing."