Die wichtigsten IT-TRENDS

19.01.2006
Von Lars Reppesgaard

Doch selbst wo dies bereits geschehen ist, merken immer mehr Firmen, dass es nicht reicht, einmal die Hausaufgaben zu erledigen und sich dann zurückzulehnen. Das österreichische Metallbauunternehmen Binder+Co. beispielsweise löste 2003 ein 20 Jahre altes, selbst gestricktes Produktionsplanungssystem auf Unix-Basis durch eine Software zum Enterprise Resource Planning (ERP) von Abas ab. Heute steuern die Gleisdorfer Maschinen und Anlagen für die Aufbereitungs-, Umwelt- und Verpackungstechnik auf Grundlage von Red-Hat- Linux-Servern, und das neue ERP-System hat sich bestens bewährt. "Wir haben beispielsweise für den Ersatzteileverkauf deutlich kürzere Durchlaufzeiten, da alles zentral über ein System läuft", erklärt IT-Leiter Michael Kummer. Doch die Arbeit ist für ihn damit noch lange nicht erledigt. Auch wenn das ERP-System zuverlässig läuft, sind Optimierungen nach seiner Ansicht weiterhin unumgänglich. "Wir haben relativ viel nach-optimiert, das wird so auch die nächsten Jahre bleiben", sagt Kummer. "Seine Prozesse sollte man ständig überdenken und verbessern." Das Budget hierzu hat man in Gleisdorf in weiser Voraussicht auch für 2006 bereits eingeplant.

Die Großen wollen weiter die Kleinen

Zugleich versuchen weiterhin die Dickschiffe SAP und Microsoft, mit ihren Standardanwendungen bei den KMU weiter als bisher einen Fuß in die Tür zu bekommen. So hat SAP im Oktober 28 neue Best Practices für mittelständische Unternehmen vorgestellt. Die vorkonfigurierten Pakete basieren auf "mySAP ERP" und bilden branchenspezifische Prozesse für Bereiche wie den Einzelhandel oder die Versorgungswirtschaft ab. Damit stehen Mittelständlern derzeit 75 mySAP-Lösungen in Bereichen wie ERP, SCM und CRM zur Verfügung, die sich einerseits schnell implementieren lassen sollen und andererseits in gewissem Umfang Branchenerfordernisse der einzelnen Anwender abbilden. 2006 kommen 50 weitere hinzu. Derartige Lösungen werden in Deutschland derzeit nach SAP-Angaben von mehr als 2.500 Kunden eingesetzt.

Mitbewerber Microsoft hat indes nach eigenen Angaben für sein Navision-Derivat "Navision für kleine Unternehmen" in diesem Jahr 550 Kunden gewinnen können und sich einen starken Vertriebspartner gesucht, um im nächsten Jahr noch näher an der Zielgruppe dran zu sein. Die Gates-Company will Office und Co. über das Vertriebsnetz der Deutschen Telekom anbieten. Daneben will die Telekom in rund 100 Geschäftskundenzentren auch Microsofts betriebswirtschaftliche Standardsoftware verkaufen und Schulungen anbieten. Vor allem durch die stärkere Integration seiner Unternehmensprogramme in die Bürosoftware Office und die Vernetzung mit dem Betriebssystem Windows will Microsoft im nächsten Jahr Marktanteile gewinnen.

Sicherheit auslagern

Was aber nützen die besten Systeme, wenn sie in Sekundenschnelle geknackt und die Daten manipuliert oder gestohlen werden? "IT-Sicherheit ist einmal mehr ganz oben auf Liste der Themen, wenn wir die IT-Leiter befragen", sagt deshalb Jörg Jeschke, Vice President bei der Management- und IT-Beratung Capgemini. "Der Schutz der Kundendaten ist für einen Mittelständler vielleicht noch wichtiger als für einen großen Konzern, denn die hervorragenden Kundenbeziehungen basieren hier mehr als anderswo auf Vertrauen."

Eigene Sicherheitsexperten können sich KMU aber nur selten leisten. Externe Dienstleistungsangebote nahmen sie allerdings bisher auch nur zögerlich an. In diesem Jahr beobachteten die Anbieter erstmals, dass viele Mittelständler die Scheu vor den Managed Sevices auch im Bereich Sicherheit verloren haben. Henning Ogberg, Sales Director für Deutschland, Österreich und die Schweiz beim Sicherheitsexperten Message Labs, erwartet, dass sich dieser Trend 2006 noch verstärkt. "Vor drei Jahren begannen wir mit zwei oder drei neuen Kunden im Monat, heute sind es 40 bis 50", sagt er. Bei konkurrierenden Anbietern von Sicherheitsdienstleistungen wie Integralis, eleven, Blackspider oder Symantec sieht die Bilanz ähnlich aus.