CW-Anwenderstudie IT-Kompass - Teil 2

Die wichtigsten IT-Themen 2011

28.02.2011
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Vorteile der Cloud noch unverstanden

Die schnell wachsende Bedeutung von Cloud-Konzepten in der IT-Branche spiegelt sich im IT-Kompass 2011 erst in Ansätzen wider. Das wichtigste IT-Servicethema sehen die Befragten nach wie vor in einer Steigerung des IT-Service-Levels der internen IT. Im Vergleich zum Vorjahr hat dieser Aspekt sogar noch an Relevanz gewonnen. Auch die Grundfunktionen Helpdesk und Support spielen für die IT-Verantwortlichen weiter eine herausragende Rolle. Demgegenüber halten lediglich 13 Prozent Cloud Computing oder Uitility Computing für ein wichtiges Servicethema. Mit 14 Prozent schneidet der Punkt "Reduzierung der Fertigungstiefe / IT-Outsourcing" kaum besser ab.

Nach Einschätzung des IDC-Analysten Matthias Kraus beschäftigen sich die IT-Abteilungen immer noch zu sehr mit operativen IT-Aufgaben und schenken Themen wie Outsourcing oder Cloud Computing zu wenig Aufmerksamkeit. Dabei biete eine Reduzierung der Fertigungstiefe die Möglichkeit, sich von IT-Aufgaben, die wenig Mehrwert bieten, zu trennen. Auf diese Weise ließen sich interne Ressourcen auf Maßnahmen konzentrieren, die einen größeren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Kraus: "Cloud Computing bietet zusätzlich den Nutzen, dass sich IT viel günstiger und flexibler beziehen lässt. Damit kann die IT nicht nur wesentlich schneller neue Anforderungen der Geschäftsbereiche umsetzen, sondern sich auch einem veränderten Bedarf agil anpassen." Cloud Computing erfülle damit eine der Anforderungen, die sich aus den Erkenntnissen der vergangenen Wirtschaftskrise ziehen lasse: Der Fixkostenblock der IT müsse reduziert werden, die IT viel mehr "atmen".

Gefragt nach den geplanten Arten des Outsourcings , gaben im IT-Kompass 2011 nur noch 62 Prozent an, gar keine Auslagerungsprojekte zu verfolgen. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 67 Prozent. Diejenigen Unternehmen, die ihre Fertigungstiefe reduzieren wollen, denken dabei insbesondere an IT-Infrastruktur. Aus der Sicht von IDC handelt es sich dabei nur um "die erste Stufe auf der Wertschöpfungskette des Outsourcing", die Unternehmen von operativen Aufgaben entlaste. Rund 12 Prozent der Betriebe wollen ihre Anwendungen extern betreiben. Das Application Hosting bilde eine Vorstufe von Cloud Computing, merkt IDC-Experte Kraus dazu an. Er wertet die Ergebnisse als Beleg dafür, dass Cloud-Services zu den stärksten Wachstumstreibern der nächsten Jahre zählen werden.

Unterm Strich aber planen wie schon im letzten Jahr rund zwei Drittel der Befragten noch keinen Einsatz von Cloud-Diensten. IDC beobachtet, dass in vielen Firmen nach wie vor Unklarheit darüber herrsche, was Cloud Computing bedeute. Dessen ungeachtet gebe es kaum ein Unternehmen, das sich nicht mit dem Thema beschäftige; die Verantwortlichen planten nur noch nicht konkret. Klassische Hürden wie Sicherheitsbedenken, der befürchtete Kontrollverlust über Daten oder gesetzliche Vorgaben erklären nach Einschätzung der Analysten die Zurückhaltung deutscher Unternehmen. In benachbarten Regionen wie Großbritannien hätten sich die Anwender mit diesen Aspekten schon intensiver befasst. Der Markt sei dort schon deutlich weiter entwickelt als hierzulande. Aktuelle IDC-Erhebungen zeigten zudem, dass gerade mittelständische Unternehmen mit Hilfe von Cloud Computing auch ihr Sicherheitsniveau erhöhen könnten.