Die richtige Plattform finden

30.06.2003
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Dr. Carlo Velten schreibt als Experte zu den Themen Cloud-Platforms und -Developers, Enterprise Cloud Management und Digital Business. Dr. Carlo Velten ist CEO des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research AG. Seit über 15 Jahren berät Carlo Velten als IT-Analyst namhafte Technologieunternehmen in Marketing- und Strategiefragen.

Die Entwicklung des Open-Source-Betriebssystems Linux hin zu einer Business-fähigen Plattform mit interessanten Clustering-Eigenschaften hat zu einer preisgünstigen Alternative für bestehende Unix-Workloads geführt. Im Linux-Cluster kann mittlerweile eine Leistung erreicht werden, die annähernd auf dem Niveau von Unix-Systemen liegt. Allerdings fallen die gesamten Anschaffungskosten wesentlich geringer aus. Einerseits ist Intel-basierende Rechenleistung kostengünstiger, andererseits sind die Kosten für das Betriebssystem marginal. Ein entscheidender Faktor sind die im Vergleich zu herkömmlichen Unix-Derivaten deutlich günstigeren Service- und Supportaufwendungen.

Zentrale Faktoren der Entwicklung bei Intel/Linux-Plattformen sind die Anstrengun-gen der Anbieter, bestehende Funktionen aus dem Highend-Cluster-Bereich (zum Beispiel Crash-Simulationen im Automobilbau oder Wettersimulationen) kostengünstig in den normalen Business-Bereich zu transferieren. Daneben hat sich die Blade-Technologie etabliert, bei der Intel-Server im Rack vertikal gesteckt werden und sich in einem Gehäuseschrank ein leistungsfähiger und wartungs-freundlicher Linux-Cluster aufbauen lässt. Vorteile bringt die damit verbundene hohe Skalierbarkeit, da bei zusätzlich benötigter Rechenleistung einfach weitere Server in das Rack geschoben werden, die sich teilweise eigenständig in das Cluster integrieren. Hinzu kommen Erfolge der Anbieter, logische Partitionen auf Intel-Linux-Plattformen zu ermöglichen, so dass auch die Konsolidierung verschiedenster Workloads auf Intel/Linux-Clustern möglich ist.

Auch wenn Intel/Linux-Cluster noch nicht den höchsten Ansprüchen an Verfügbarkeit und Recovery genügen, werden diese Plattformen künftig eine zentrale Rolle bei der Server-Konsolidierung spielen, da das Kosten-Leistungs-Verhältnis für Workloads mit mittlerem Risiko- und Sicherheitsniveau sehr wettbewerbsfähig ist.

Mainframe/Linux

Als Konsolidierungsplattform für Großunternehmen mit bestehendem Mainframe-Know-how und entsprechender Infrastruktur bietet sich die Kombination von Linux auf dem Großrechner an. Die derzeit nur von IBM vertriebene Kombination aus ursprünglich proprietärer Zentralrechner-Technologie und offenen Standards bietet für große Organisationen Vorteile: Einerseits können sie bestehendes Wissen und teilweise Infrastrukturen weiter nutzen. Andererseits eröffnen die ausgereiften Virtualisierungsfunktionen die Chance, annähernd alle Linux-fähigen Workloads im Rahmen einer logischen Partition zu betreiben. Neben diesen Stärken im Hinblick auf die Skalierbarkeit bietet Mainframe/Linux für Unternehmen weiterhin die Vorteile einer großrechnerspezifischen Infrastruktur, die Intel-basierenden Linux-Systemen bisher versagt blieb: absolute Robustheit, höchste Sicherheits- und Recovery-Funktionen und Verfügbarkeit.

Diese Vorteile werden allerdings auch künftig wohl eher Großunternehmen zugute kommen, die mit der Konsolidierung weiterer Anwendungen unter Linux den Lebenszyklus ihrer Mainframe-Infrastrukturen verlängern können. Für mittelgroße oder kleine Unternehmen kommt diese Variante nicht in Betracht.