Panik schüren ist einfach
CW: Die Cybermafia organisiert sich immer besser. Woran liegt das?
Stikeleather: Es entstehen ganz eigene Wirtschaftszweige in der Internet-Kriminalität. Niemand muss heutzutage mehr sein eigenes Botnet aufsetzen. Man muss noch nicht mal mehr ein Computerfreak sein um einen Virus zu bauen. Im Internet findet man Dienste die Malware je nach den gewünschten Funktionen zusammenstellen. Der Grund für den Erfolg des Cybercrime liegt in den hohen Gewinnspannen - so banal das klingt. Ein weiter Grund ist, dass es so viele potenzielle Opfer gibt. Warum sind die Spam-Mails der Nigeria-Connection noch nicht ausgestorben? Weil immer wieder jemand darauf hereinfällt. Dazu kommen fehlende Gesetzte zur Verfolgung von Internet-Straftaten auf internationaler Ebene. Die erhofften Gewinne plus die erschwerte Strafverfolgung lassen viele Investitionen in das kriminelle Internetgeschäft fließen. Dadurch wird es möglich, sich immer besser zu organisieren.
CW: Was können wir dagegen unternehmen? Sind wir hilflos?
Stikeleather: Ich denke nicht, dass irgend jemand hilflos ist. Große Fortschritte sind durch die Erziehung von Nutzern möglich. Ich habe keine genauen Prozentzahlen parat, aber ein ungeheuer großer Anteil von Internet-Kriminalität könnte verhindert werden, wenn Privatnutzer einfach ihre Antiviren-Programme und Firewalls auf dem neuesten Stand halten würden. Es ist so leicht mit Meldungen über Computer-Verbrechen Panik zu schüren. Dabei vergessen wir immer wie viele Milliarden Transaktionen tagtäglich im Internet stattfinden. Der Prozentsatz der Transaktionen, die schiefgehen, ist relativ gering. Wir sollten unsere Gegner aber auf jeden Fall ernst nehmen.