Die Big Five organisieren sich neu

21.05.2002
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Exemplarisch für die derzeitige Situation im Markt ist der Fall KPMG Consulting. Die US-amerikanische Niederlassung wurde bereits im Februar 2001 von den dortigen Wirtschaftsprüfern abgespalten und an die Börse gebracht. Daraus ergibt sich das Paradoxon, dass KPMG Consulting USA und die deutsche KPMG Consulting AG zwar namensgleich sind, eine gesellschaftsrechtliche Verbindung aber nicht existiert. Die US-Niederlassung kann nun zwar unabhängig von den Wirtschaftsprüfern am Markt agieren, ist aber regional auf die USA begrenzt. Da die Kunden meistens internationale Beratungsleistungen einfordern, muss KPMG Consulting (USA) das Geschäft weltweit ausdehnen. Das gleiche Problem stellt sich im Übrigen jeder Landesgesellschaft.

Internationale Präsenz ist Pflicht

So kommt die Meldung des Informationsdienstes „top-consultant.com“ zustande, dass KPMG Consulting (USA) Interesse an der Übernahme nationaler KPMG-Consulting-Niederlassungen bekundet hat. Die kanadischen, irischen und australischen Berater schlüpften bereits unter das US-Dach. In Deutschland ist es noch nicht soweit, hier laufen erst die Vorbereitungen zur Abspaltung der Berater von den Prüfern. Noch im ersten Halbjahr 2002 soll die Entscheidung über die Zukunft der KPMG Consulting AG fallen. Die Optionen lauten Börsengang, Management-Buy-out oder Verkauf. Gerüchten zufolge finden bereits Gespräche mit Cap Gemini Ernst & Young zur Übernahme des Geschäftsbereiches statt. Das wurde jedoch von KPMG-Seite dementiert.

Zeitgleich bemüht sich KPMG Consulting USA um die Übernahme der Management-Beratung Arthur Andersen Business Consulting in 23 Ländern. Die Nachricht, die deutsche Niederlassung sei auch von den Übernahmeplänen betroffen, dementierte ein Arthur-Andersen-Verantwortlicher gegenüber der COMPUTERWOCHE. Die Frankfurter Zentrale ließ wissen, dass die Consulting GmbH im Rahmen der Fusion von Arthur Andersen Deutschland mit der Ernst & Young AG als eine rechtlich eigenständige Gesellschaft weitergeführt wird.

Die Verbindung von Ernst & Young mit Arthur Andersen Business Consulting in Deutschland ist zumindest verwunderlich. Cap Gemini, Paris, erwarb nämlich vor rund zwei Jahren die Consulting-Einheit von Ernst & Young für elf Milliarden Dollar. Die Franzosen verlangten von ihrem damaligen Partner eine Wettbewerbsverbotsklausel. Der zufolge darf Ernst & Young bis zum Jahr 2005 nicht in das IT-Consulting-Geschäft einsteigen. Vordergründig verletzt die Übernahme von Arthur Andersen Business Consulting diesen Passus nicht, da die neue Ernst&Young-Tochter ihren Kunden lediglich Management-Beratung à la McKinsey und Boston Consulting anbietet. Weil aber Geschäftsprozesse immer enger mit IT verwoben werden, wächst der IT-Consulting-Anteil dieser Häuser stetig.

Eine etwas verwirrende Taktik verfolgte in der Vergangenheit Deloitte Touche. Das Unternehmen warb lange Zeit damit, dass es die Berater nicht aus dem Verbund entlassen werde. Das war allerdings noch vor der Enron-Pleite. Im Februar kam der Schwenk, als ein offizieller Unternehmenvertreter dem Informationsdienst „Computerwire“ verriet, auch Deloitte treibe die Trennung von Beratung und Prüfung voran. Lediglich die Form der Abspaltung sei noch unklar.