Deutschlands beliebteste IT-Arbeitgeber

14.03.2002
Von Hiltrud Osterried

Im Zentrum der Kritik stehen die Führungskräfte, die nach denselben Maßstäben bewertet werden sollten wie Mitarbeiter der unteren Hierarchieebenen. Viele würden die Chefs am liebsten austauschen. "Underperformer konsequent freisetzen", lautet eine der extremen Forderungen. Ein anderer Teilnehmer charakterisiert die Atmosphäre pointiert: "Das Management hat Visionen, die Mitarbeiter Alpträume."

Schlechte Noten für Manager

Auch an anderer Stelle der Befragung erhalten die Vorgesetzten miserable Noten, wobei sie bei der Motivationsfähigkeit am schlechtesten abschneiden. Aber auch um die soziale Kompetenz ist es laut Umfrage nicht zum Besten bestellt. Um die Situation zu verbessern, gab es zum Teil recht konkrete Vorschläge: "Einführung eines psychologischen Betreuungsdienstes für Mitarbeiter und Vorgesetzte zur Optimierung des Sozialverhaltens und Konfliktlösung."

Besser sehen die Bewertungen nur für das fachliche Know-how aus. Eine Erklärung könnte sein, dass gerade in IT-Projekten Mitarbeiter mit überdurchschnittlichem Technikwissen Führungspositionen erlangen. Auf die damit verbundene Personalverantwortung sind viele offensichtlich nicht vorbereitet. Erheblichen Nachholbedarf haben die Manager bezüglich der Kommunikation, denn etliche Befragte wünschten sich einen besseren Austausch zwischen Management und Belegschaft. Sie fordern mehr Informationen auch über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens, dabei könnte das Intranet als Kommunikationsplattform genutzt werden. Einer geht in seiner Forderung noch weiter: "Nicht nur von Kommunikation reden, sondern handeln.

Bestehendes bewährtes Know-how sollte von allen Abteilungen genutzt und nicht immer von neuem gesucht werden." Neben den Organisation- und Führungsschwächen bemängelten einige Teilnehmer die fehlende Vision ihres Unternehmens. Stattdessen herrsche kurzfristiges Denken vor, das Management hangele sich nur von einem zum nächsten Quartal, oft fänden Umstrukturierungen ohne erkennbares Ziel statt.

Ein knappes Zehntel der Vorschläge betreffen Geld, also Gehaltserhöhung, transparentere Dienstwagenregelung und mehr leistungsbezogene Vergütung. Interessant ist dabei ein Blick auf die angegebene Gehaltsentwicklung. Im Jahr 2001 erhielten 38 Prozent ein Plus von bis zu fünf Prozent, bei 26 Prozent stieg das Salär zwischen fünf und zehn Prozent, während sich jeder Vierte mit einer Nullrunde zufrieden geben musste.

Mitarbeitersprechstunde gefordert

Für dieses Jahr ist mehr Bescheidenheit angesagt, denn die Zahl derer, die noch ein Plus von zwischen fünf und zehn Prozent erwartet, sank auf 18 Prozent. Fast die Hälfte erwartet einen Zuwachs von bis zu fünf Prozent, während 27 Prozent der Befragten von gleich bleibendem Gehalt ausgehen.

Leistungsabhängige Bezahlung ist in der Mehrzahl der Betriebe gang und gäbe, so erhalten 59 Prozent der Teilnehmer Provisionen oder Prämien, knapp 52 Prozent kommen in den Genuss einer zusätzlichen Alterversorgung. 46 Prozent fahren mit einem Firmenfahrzeug, und 42 Prozent werden am Unternehmenserfolg beteilt, erhalten also beispielsweise Stock Options. Ebenfalls recht häufig gewünscht wurde eine stärkere Mitarbeiterorientierung, wobei sich die IT-Experten sehr selbstbewusst und engagiert zeigten. Sie wollen über wichtige Entscheidung informiert und miteinbezogen werden.

Einer schlug vor, eine Mitarbeitersprechstunde bei der Geschäftsführung einzurichten. Auch die wirtschaftliche Flaute samt Verschlechterung des Arbeitsmarkts schlug sich in den Wünschen nieder, denn einige forderten die Wahl eines Betriebsrats. Auch das Thema Arbeitszeit brennt den IT-Profis unter den Nägeln, denn es gab etliche Vorschläge für flexible Arbeitszeit, Überstundenregelungen oder Telearbeit.

Unzufrieden zeigen sich auch einige der Teilnehmer mit der Rolle der Informationsverarbeitung im Unternehmen. So beklagt einer, dass in seinem Unternehmen die IT-Abteilung als "Schuhabtreter für alle" fungiere. Ein anderer kritisiert, dass ein Chief Information Manager (CIO) fehle.

Zufrieden mit Weiterbildung

Das Thema Weiterbildung scheint dagegen weniger zu interessieren, denn nur 16 Vorschläge beschäftigen sich damit. Hier fällt auf, dass einige Seminare nicht für sich, sondern für die Führungskräfte forderten. Insgesamt haben 83 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten eine Schulung besucht. Der Löwenanteil entfiel dabei auf Veranstaltungen zu den Themen Führungsverhalten, Anwendersoftware und Arbeitsabläufen. Offensichtlich sehen sich die meisten technisch gewappnet, denn bei der Frage nach gewünschten Schulungen gaben 56 Prozent Veranstaltungen zu Führungsverhalten an, während sich nur 18 Prozent für Programmierung interessierten.