Deutschlands beliebteste IT-Arbeitgeber

14.03.2002
Von Hiltrud Osterried
MÜNCHEN (ho) - Geld, gute Worte und Extras wie flotte Firmenautos sind alles Lockmittel, die IT-Profis nicht verachten. Vor allem aber wollen sie eines: Spaß an der Arbeit. Die Automobilbranche liegt ihnen am Herzen, denn bei der COMPUTERWOCHE-Studie "Best places to work" schnitten die Kfz-Hersteller besonders gut ab.

And the Winner is: groß, erfolgreich, mit Sitz in Bayern. BMW wurde mit Abstand zum beliebtesten IT-Arbeitgeber in der Kategorie der Anwenderunternehmen gekürt. Bei der Online-Studie, die die COMPUTERWOCHE in Zusammenarbeit mit Mayer & Mayer Marketing Consulting aus Remseck organisierte, konnte der Automobilhersteller 34 Prozent der Stimmen ergattern.

"Die BMW Group wird vielfach als Technologieführer gesehen, das ist natürlich für IT-Spezialisten ein wichtiger Aspekt", begründet Ralf Urlinger, bei BMW Leiter des Bereiches Personal-Recruiting, das Votum der IT-Profis. IT-Spezialisten haben offensichtlich eine große Affinität zu den bekannten süddeutschen Automarken, denn auf Rang zwei folgt Daimler-Chrysler, für den sich 26 Prozent aussprachen. IT-Experten schätzen zudem international orientierte Großunternehmen: Platz drei belegen Siemens und Lufthansa, die jeweils knapp 26 Prozent der Stimmen erhielten.

"Big ist beautiful"

Der Gewinner in der Kategorie der Anbieterunternehmen gehört zu den wenigen deutschen IT-Firmen, die sich auf dem Weltmarkt einen Namen machen konnten, und stammt aus einer Stadt, die ohne den ERP-Riesen sicher nicht internationale Berühmtheit erlangt hätte. Rund 29 Prozent der Befragten wählten die in Walldorf ansässige SAP zum beliebtesten IT-Arbeitgeber. Einige der Gründe nennt Ingo Nicolay, SAP-Personalleiter für Service und Support: "Das Thema Sicherheit des Arbeitsplatzes spielt eine große Rolle. Zudem erhalten unsere Produkte und die Geschäftsstrategie gute Analystenbewertungen."

Auch bei den IT-Herstellern stimmten die IT-Profis nach dem Motto "Big ist beautiful": Auf Platz zwei und drei folgen mit 26 beziehungsweise 14 Prozent die Dependancen der US-Größen IBM und Microsoft. Rang vier bekleidet ebenfalls der Ableger eines US-Unternehmens: Hewlett-Packard.

Was aber macht einen Arbeitgeber attraktiv? Ist es die Aussicht, in den Genuss der immer neuesten Karosserievariante zu kommen, die Hoffnung, den Arbeitsplatz zu behalten, oder die Chance, möglichst schnell auf der Karriereleiter nach oben zu klettern? Hier haben die IT-Experten ein erstaunlich klares Votum abgegeben: Bei den meisten hat Spaß an der Arbeit höchste Priorität. Großen Wert legen sie außerdem auf selbständiges Arbeiten sowie auf anspuchsvolle Aufgaben. Erst danach folgen Punkte wie Kommunikation mit Kollegen, Aufstiegschancen, Weiterbildungsmöglichkeiten oder die Sicherheit des Arbeitsplatzes.

Die Arbeit muss Spaß machen

In den vergangenen Jahren, als Firmen verzweifelt nach IT-Personal suchten, beklagten sich viele Personaler über die ihrer Meinung nach überzogenen Gehaltsforderungen. Vielleicht haben sie aber die Prioritäten der Wunschkandidaten falsch eingeschätzt, vielleicht war in vielen Fällen die Bezahlung eine Art Schmerzensgeld für öde Aufgaben, denn die Vergütung steht auf der Wunschliste der ITler bei weitem nicht an oberster Stelle.

Ein Vergleich kann das verdeutlichen. Für 27 Prozent war das Einkommen sehr wichtig, für 63 Prozent wichtig. Im Vergleich dazu schätzten 70 Prozent der Befragten den Spaß an der Arbeit als sehr wichtig, 27 Prozent als wichtig ein. So viel zu den Wünschen. Aber wie ist es um die tatsächliche Situation der IT-Spezialisten bestellt? Hier zeigt sich, dass gerade bei den Arbeitsinhalten eine große Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit herrscht. Noch am besten sieht es in puncto selbständige Arbeit aus, mit der sich immerhin 40 Prozent sehr zufrieden zeigen.

Kritik an aufgeblähten Verwaltungsapparaten

Das Vorurteil vom eigenbrötlerischen Informationsverarbeiter scheint sich nicht zu bewahrheiten, sind doch immerhin 28 Prozent sehr zufrieden und 49 Prozent zufrieden mit der Kommunikation im Kollegenkreis.

Für schlechte Stimmung in so mancher Abteilung könnten die mangelnden Aufstiegsmöglichkeiten sorgen, denn mit ihnen sind 18 Prozent unzufrieden und 29 Prozent nur zum Teil. Die IT-Spezialisten, die an der CW-Studie teilnahmen, erkennen die Missstände in ihren Firmen und sprühen vor Ideen. Was sie in ihrem Unternehmen sofort ändern würden, lautete die Frage. Und die Resonanz von 550 Beiträgen war überwältigend. Sie macht sehr deutlich, dass es in den meisten Firmen ein enormes Verbesserungspotenzial gibt.

Die Vorschläge waren sehr vielfältig, doch den größten Handlungsbedarf sehen die IT-Mitarbeiter in den Bereichen Organisation und Kommunikation. Klare Strukturen und Zuständigkeiten sowie optimierte Arbeitsabläufe sollen ihnen helfen, effizienter zu arbeiten. Vor allem aufgeblähte Verwaltungsapparate empfinden viele als hinderlich. "Klar strukturierte Abläufe und Informationskanäle. Abbau des Wasserkopfes von Verwaltung, Marketing, Vertrieb", lautet eine der vielen Forderungen.