Der Traum vom virtuellen Rechenzentrum

12.03.2003
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

Bei der Umsetzung des Konzepts rückt die HP-Mannschaft mit mehreren Racks an, die mit redundant ausgelegten Intel-Servern, Switches, Firewalls und einigem an Software bestückt sind. Kernstück ist die UDC-Controller-Software, die im Rechenzentrum ab sofort das Sagen hat. Sie erstellt basierend auf Daten, die die System-Management-Software „HP Openview“ liefert, ein Inventar der vorhandenen Hard- und Software. Danach werden die Ressourcen konfiguriert und Prozesse definiert, beispielsweise, welche Anforderungen eine SAP-Applikation stellt und welche Priorität ihr eingeräumt wird. „Es muss zumindest einmal einiges an Konfigurationsarbeit geleistet werden, damit die angebotene Flexibilität genutzt werden kann“, räumt Schmickl ein. Die ergibt sich aus den zu Gruppen zusammengefassten Einheiten, beispielsweise alle Intel-Server, und der Möglichkeit, variabel darüber zu verfügen.

HP hat für das UDC-Steuerprogramm Know-how aus vielen hauseigenen Bereichen gesammelt, etwa Partitionierung, Virtualisierung, Management-Software sowie über eine Kooperation mit Terraspring auch Funktionen für die automatische Steuerung heterogener Landschaften.

Sind die UDC-Racks aufgestellt, bleibt im Rechenzentrum auch physikalisch nichts mehr, wie es war. Die Kabelverbindungen zwischen der vorhandenen Hardware - Server, Switches, Firewalls, Speicher - werden gelöst und alle Geräte an das UDC-System angeschlossen. Danach rückt die Servicemannschaft den Servern zu Leibe und befreit sie von ihren Festplatten. Rechner reduzieren sich zu simplen Prozessorlieferanten, die zu virtuellen Pools zusammengefasst sind. Per Mausklick soll der IT-Administrator bei Bedarf einer Applikation mehr Rechenpower zuordnen können oder dies sogar automatisch erfolgen.

Rechner agieren wie ein Chamäleon

Den Boot-Vorgang erledigt wiederum die UDC-Controller-Software. Sie spielt den nackten Maschinen das komplette Image in den Hauptspeicher. Die Rechner enthalten also kein fest installiertes Betriebssystem mehr, sondern agieren wie ein Chamäleon: Ein und derselbe Intel-Server kann heute mit Windows NT und morgen mit Linux betrieben werden. Die Limitierung liegt bei der Art und Anzahl der von der jeweiligen CPU unterstützten Betriebssysteme. HPs UDC-Konzept unterstützt derzeit Intel-Rechner unter Windows sowie Unix-Server mit PA-Risc-Chips. Das Einbinden von Linux-, AIX- und Solaris-Maschinen ist in Vorbereitung.

Henrik Klagges, Analyst bei TNG Technology Consulting in München, vergleicht die Fähigkeit zum Betriebssystem-Wechsel mit dem schon lange bekannten „On-the-Fly-Installationsservice“: „HP repliziert einfach den Fingerabdruck eines Servers auf einen anderen. Das ist nur eine logische Softwarekonfiguration, also eine nützliche Light-Version von Service-Provisioning.“ Seiner Meinung nach findet dynamisches Umsetzen von High-Level-Services auf eine andere Maschine bestenfalls eingeschränkt statt.