Der Markt für IT-Dienstleistungen

Der Markt für IT-Dienstleistungen: Ernüchterung im Servicegeschäft

27.09.2006

Ist dieses Szenario einmal umgesetzt, verschärft es den Druck auf die Anbieter: Wer im Katalog einkauft, kann ohne weiteres seinen Lieferanten wechseln. Insbesondere Services wie Desktop-Support und Helpdesk stehen bereits heute unter enormem Margendruck. Deswegen haben sich große Dienstleister wie etwa IBM und Siemens Business Services (SBS) von diesen Aktivitäten getrennt. Dieses Marktsegment wird zunehmend von Spezialisten und Systemhäusern wie Bechtle und Computacenter beherrscht. "Die großen Provider versuchen stattdessen, verstärkt Consulting-Dienste anzubieten", beobachtet Forrester-Analyst Matzke.

Aussichten gut - derzeit

In diesem Geschäft sind die Aussichten derzeit gut. Der Markt wächst nach einer langen und schwierigen Phase wieder. Der Investitionsstau auf Anwenderseite hat sich aufgelöst, immer häufiger beobachten Analysten wieder Innovationsprojekte - vielerorts wurden Kostensenkungs- und Konsolidierungsvorhaben bereits abgeschlossen. Doch auch im Projektgeschäft haben die Unternehmen zum Leidwesen der IT-Consultants dazugelernt. "Die Art und Weise, wie heute Beratungsverträge verhandelt werden, hat sich komplett geändert", so Matzke. Während frühere Abschlüsse auf Basis persönlicher Beziehungen geschlossen wurden, redet heute die Einkaufsabteilung ein wichtiges Wort mit. In der Regel handelt sie Rahmenverträge mit den IT-Beratungs- häusern aus, die konzernweite, reduzierte Tagessätze vorsehen.

Laut Matzke hält auch in diesem Geschäft die Automatisierung Einzug: "Es gibt immer öfter paketierte Dienstleistungen. Früher hat man Kunden viel häufiger individuell beraten. Heute geht man mit Templates an die ganze Sache ran." So orientieren sich viele Beratungshäuser an dem Handbuch IT Infrastructure Library (Itil), das erprobte Vorgehensweisen und Frameworks enthält, und wenden die Erkenntnisse in Projekten zu Prozessverbesserungen in der IT an. Die Systemintegration findet immer weniger auf IT- und zunehmend auf Prozessebene statt. Auf diese geänderten Kundenanforderungen müssen sich Anbieter und Berater einstellen.
von Joachim Hackmann (Redakteur bei der Computerwoche)

Darbende Marktführer

T-Systems: Der Platzhirsch im deutschen Servicemarkt schwächelt. Das internationale Geschäft bleibt trotz Gedas-Übernahme dürftig, und die interne Organisation steht auf dem Prüfstand: Mindestens 5000 Mitarbeiter müssen gehen.

SBS: Nach jahrelanger Hängepartie ist klar, dass Siemens Business Services im Konzern verbleibt. Unklar bleibt die künftige Strategie.

IBM Global Services: Big Blue sind seit dem größten Auslagerungs-Deal mit der Deutschen Bank in Deutschland keine spektakulären Abschlüsse mehr gelungen. Interessant dürfte aber sein, wie sich die internationale Strategie auf das Deutschland-Geschäft auswirkt. IBM treibt die Produktorientierung im Servicebereich vehement voran.

Siemens Communications: Das Com-Geschäft und damit verbundene hardwarenahe Dienste haben keine Zukunft im Siemens-Konzern.

Hewlett-Packard: HP bietet im Servicemarkt vor allem Infrastrukturdienste an. Mit der Übernahme von Triaton im Jahr 2004 bemüht sich HP verstärkt um BPO-Aufträge.

Accenture: Das IT-Beratungshaus erzielt immer mehr Einnahmen mit Outsourcing-Diensten vor allem im BPO-Segment. In Deutschland betreibt Accenture beispielsweise den Einkauf für die Deutsche Bank.

SAP: Die Software-Company ist größter Dienstleister im SAP-Segment. Von den Beratungs- und Integrationsprojekten verspricht sich der Anbieter wichtige Erkenntnisse für die Produktentwicklung.

Fiducia: Die Fiducia ist IT-Dienstleister für Volks- und Raiffeisenbanken in Süddeutschland und steht vor einer Fusion mit der GAD.

EDS: Nach einer langen Phase mit wirtschaftlichen Problemen hat sich EDS international und in Deutschland gefangen.

CSC: Die deutsche Niederlassung des US-amerikanischen Spezialisten für große Outsourcing-Deals ist von den im Frühjahr 2006 angekündigten Enlassungen von 5000 Mitarbeitern besonders betroffen.