Geschicktes Kartenspiel

Geschickt spielen die Anwender dabei auch die Offshore-Karte, wenngleich bislang nur wenige Unternehmen ihre IT-Dienste tatsächlich in entfernte Länder auslagern. "Zwar sind die Offshore-Anbieter in Deutschland noch nicht in großen Auslagerungs-Deals zum Zuge gekommen, aber die hiesigen Dienstleister spüren in den Preisverhandlungen den langen Schatten der Inder", berichtet Gartner-Analyst Dück. Umsatz und Margen der Anbieter schwinden entsprechend.

Noch können die angestammten Dienstleister ihre guten Kundenkontakte und ihre Vor-Ort-Präsenz als Wettbewerbsvorteil in die Waagschale werfen. Darüber hinaus bemühen sie sich um eine weitere Automatisierung ihrer Abläufe, so dass sie die Services künftig günstiger betreiben können. Wichtiges Vehikel sind beispielsweise Virtualisierungstechniken, mit denen Service- Provider die Auslastung ihrer IT-Systeme und des IT-Betriebs verbessern wollen. Ziel sind industriell erbrachte IT-Dienstleistungen. "In dem Moment, in dem die IT-Betreiber ihre eigene Umgebung weitgehend automatisiert haben, können Near- und Offshore-Provider keinen Kostenvorteil mehr bieten", meint Dück. "Allerdings werden dann auch hierzulande IT-Arbeitsplätze in einem Ausmaß hinfällig, das die heutige Diskussion um Offshore-Bedrohungen bei weitem übertrifft."

Bislang stehen die Service-Provider erst am Anfang dieser Entwicklung. Vor allem, so bemängelt der Gartner-Manager, herrsche bei vielen Anbietern noch eine falsche Vorstellung von den Bedürfnissen der Anwender. "Die Kunden möchten zwar Services im Katalog einkaufen, sie wollen aber keine hochstandardisierten Dienste." Das muss kein Widerspruch sein, wie ein Blick auf die Automobilindustrie beweist. Selbst bei den Massenherstellern verlässt kein absolut identisches Auto die Produktion. Die IT-Servicefirmen hätten es noch nicht geschafft, intern industriell zu fertigen und zugleich den Kunden einen Servicekatalog mit individuellen Auswahlmöglichkeiten vorzulegen.