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Microsoft Teams, Zoom, Skype, Google Meet, Bluejeans, Teamviewer, Webex - wir kennen sie alle. Jedes dieser Progrämmchen hat in den vergangenen Monaten Spuren hinterlassen, auf unseren Rechnern und in unseren Köpfen. Das ganze Netz ist gut gefüllt mit wohlmeinenden Ratgebern, aber manchmal entsteht der Eindruck, hier wird gesendet ohne Empfänger. Deshalb hier nochmal das Wichtigste zur Erinnerung.
Zeigen Sie Gesicht!
Schalten Sie ihre Kamera ein, solange die Übertragungsqualität nicht leidet! Nichts ist für Ihre Gesprächspartner demotivierender und ermüdender, als eine dunkle Kachel anzustarren. Menschen im Bewegtbild zu sehen, gibt der virtuellen Konferenz einen Human Touch. Es schafft Verbindung unter den Teilnehmern und hilft übrigens auch dem Organisator schnell zu erkennen, wer gerade spricht.
Wenn Ihnen die Vorstellung zuwider ist, dass andere mitbekommen könnten, wie Sie in der Nase bohren oder Fingernägel knabbern, dann können sie den Hintergrund vernebeln (Blur-Effekt) oder die Kamera doch ausschalten. Dann allerdings wäre es gut, wenn Sie wenigstens mit einem netten Foto zu sehen wären, nicht mit Ihren nackten Versalien.
Ist das Hintergrundbild okay?
Videokonferenz-Dienste bieten oft eine Auswahl an Hintergrundbildern an oder die Möglichkeit, sich ein eigenes Hintergrundbild hochzuladen. Wer von dieser Möglichkeit Gebrauch machen (und die miesere Bildqualität in Kauf nehmen) möchte, sollte sich für ein seriöses Motiv entscheiden, gerne für ein Bild oder Logo des eigenen Unternehmens.
Warum? Private Motive senden oft ungewollt Signale aus. Das Urlaubsbild sagt: Warum nur muss ich jetzt hier sein und dieses Gespräch führen? Das Bild von der eigenen Yacht oder dem neuen Tesla wirkt protzig, die Radtour in Funktionskleidung spießig und die Bücherwand gewollt belesen. Auch wenn sie gut gemeint sind: Solche Bilder lenken ab und setzen das Kopfkino der Gesprächspartner in Gang.
Privat bleibt privat!
Wer sich gegen ein statisches Hintergrundbild und für eine Live-Aufnahme aus seiner Arbeitsumgebung entscheidet, sollte sich erst einmal gründlich im eigenen Zimmer umschauen, bevor die Konferenz losgeht. Vielleicht findet es zum Beispiel der Kunde aus dem Mormonenstaat Utah nicht so lustig, wenn im Hintergrund gewagte Partybilder die Wand zieren, Karl Marx' gesammelte Werke ins Auge stechen, oder das ungemachte Doppelbett auftaucht.
- Google Meet
Google Meet ermöglicht web-basierte Video- und Telefonkonferenzen. In der ab Mai verfügbaren Gratisversion erlaubt der Dienst Konferenzen mit bis zu 100 Teilnehmern mit einer Dauer von maximal 60 Minuten - diese Einschränkung tritt aber erst ab Oktober 2020 in Kraft. Wie die meisten Google-Dienste ist Meet für Google Chrome und andere Browser auf Chromium-Basis konzipiert und funktioniert hier ohne Plugins. Daneben sind mobile Anwendungen für Android und iOS verfügbar. - Facebook Messenger Rooms
Mit Messenger Rooms können Nutzer direkt von Messenger oder Facebook aus einen Konferenzraum einrichten und bis zu 20 - später 50 - Teilnehmer zu einem Videotelefonat einladen - auch wenn sie kein Facebook-Konto haben. Eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht. Die Teilnahme ist via Smartphone oder PC über den Browser möglich und erfordert laut Facebook keine Downloads. Nutzer der Messenger-App haben allerdings Zugriff auf diverse AR-Effekte (z.B. Hasenohren) und neue KI-gestützte Funktionen wie immersive 360-Grad-Hintergründe und stimmungsvolle Beleuchtung. - Skype
Als wohl bekanntester VoIP-Dienst bietet Sype auch eine Reihe von Video-Chat- sowie Videokonferenz-Funktionen. Skype for Business wurde inzwischen von Microsoft durch die Teams-Plattform ersetzt. - Teams
Der Nachfolger von Lync und Skype for Business ist kein alleinstehendes Produkt, sondern ein Teil der Microsoft Office 365 Suite. Allerdings ist Teams kostenlos verfügbar und eignet sich mit bis zu 300 Mitgliedern für kleine Unternehmen. Auch Gastzugang sowie Einzel- und Gruppen-Videotelefonate, Bildschirmfreigabe sind an Bord. - Google Duo
Google Duo ist als kostenloses Videotelefonie-Tool in erster Linie für Privatanwender konzipiert. Die maximale Anzahl der Teilnehmer wurde in der Android- und iOS-App erst vor kurzem von acht auf zwölf Personen erhöht und soll laut Google weiter steigen. Duo steht als Web-Applikation für PC, Mac und Chromebook sowie als Mobile App für Android- und iOS-Geräte zur Verfügung. - Jitsi Meet
Eine einfach nutzbare Lösung für Videokonferenzen, die aber dennoch viele Funktionen anbietet, ist Jitsi Meet. Die kostenlose Lösung basiert auf dem offenen WebRTC-Standard und kann auf dem PC direkt und ohne Registrierung im Browser (Chrome) genutzt werden. Für Smartphones und Tablets stehen Apps (Android, iOS) bereit. - Whereby
Kostenlos für Videokonferenzen mit bis zu vier Teilnehmern ist der norwegische Dienst Whereby (früher appear.in). . Die Lösung ist WebRTC-basiert, das heißt, die Gäste können sich einfach und ohne Registrierung über den Browser zuschalten. Optional stehen Apps für Android und iOS zur Verfügung. - Tinychat
Nach erfolgter Registrierung bietet das kostenlose Tinychat die Möglichkeit schnell und bequem eine neue Video-Konfernez zu eröffnen. Hierzu muss lediglich einen neuer "Room" erstellt und die generierte URL an die Konferenzteilnehmer verschickt werden. - Lifesize
Lifesize bietet Unternehmen, die von der Coronavirus-Epidemie betroffen sind über einen Zeitraum von sechs Monaten kostenlose Lizenzen an. Meetings und Anrufdauer sind unbegrenzt - dabei steht die Lifesize-Lösung sowohl für Desktops, als auch für Mobilgeräte zur Verfügung. - Zoom
Zoom positioniert sich als einer der führenden Anbieter für Videokonferenzen. Das Tool zeichnet sich in erster Linie durch die einfache Nutzung und ein attraktives Freemium-Angebot aus: Bereits mit der kostenlosen Version sind Videokonferenzen mit bis zu 100 Teilnehmern möglich. - GoToMeeting
LogMeIn hat seine Videokonferenzsoftware GoToMeeting Ende 2019 komplett überarbeitet und neue Funktionen implementiert. Unter anderem funktioniert die Lösung nun im Browser via WebRTC sowie über Desktop- und Mobile-Apps. Die Abopläne beginnen bei 10,75 Euro pro Monat und Host für die Professional-Version. - WebEx
Cisco bietet WebEx im Zuge der Coronavirus-Pandemie bis auf weiteres kostenlos an. Zeitlich unbegrenzte Meetings mit bis zu 100 Teilnehmern, HD-Video, Audio-Einwahl, persönlicher Konferenzraum, Bildschirmfreigabe auf Desktop- und Mobilgeräten, sowie 1GB Cloud-Speicher und Aufzeichnungen sind inklusive.
Achten Sie auf die Lichtverhältnisse!
Am besten sind Lichtquellen, die den Raum gleichmäßig und nicht zu hell ausleuchten. Dann kann die (hoffentlich halbwegs hochwertige!) Kamera Farben und Kontraste optimal darstellen. Zudem empfiehlt es sich, direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden, die Folge wäre ein unnatürlich dunkles Gesicht. Eine Videokonferenz muss auch nicht zwangsläufig mit dem grobkarierten Sofa im Hintergrund stattfinden, da solche unruhigen Muster zu einer gestörten Wahrnehmung führen können.
Was soll ich bloß anziehen?
Die ewige Frage "Was soll ich bloß anziehen" stellt sich im Homeoffice neu - wie sich seit Corona gezeigt habt, allerdings nicht jedem. Muscle-Shirts, uralte Hoodies, Trainingsjacken, sogar der nackte Oberkörper - was haben wir nicht schon alles zu sehen bekommen. Warum zeigen sich Menschen, die noch vor zwei Jahren im schicken Top oder Sakko bei der Arbeit aufkreuzten, im Video plötzlich in einer Worst-of-Kleiderschrank-Edition? Lassen Sie sich nicht gehen! Kleiden und schminken Sie sich wie in der Arbeit! Kleiner Trost: Ihre Hausschuhe können Sie anbehalten.
Kinder und Haustiere sind süß, aber...
Die Kolleginnen und Kollegen sind wahrscheinlich nicht so fasziniert und gerührt, wie Sie es gerne hätten. Natürlich: Jeder hat Verständnis dafür, dass Haustiere, Kinder, Schwiegermütter etc. in der Nähe srein können. Aber Dienst ist Dienst: Wenn es möglich ist, sollten private Dinge auch im Homeoffice von beruflichen getrennt werden. Vermeiden Sie Ablenkungen für die Menschen in Ihrer virtuellen Konferenz, es sei denn Sie treffen sich außer der Reihe zu einem Social Event - etwa zum Feierabendbier, wo Sie ohnehin eher Privates besprechen.
Schon wieder "gemutet"
In Video-Calls machen sich viele Kolleginnen und Kollegen nicht nur unsichtbar, sondern schalten sich auch stumm. "Herr X, Sie sind gemutet!" - den Satz hat jede/r schon vielfach gehört - mal sehen, wann "to mute oneself" vom Duden aufgenommen wird. Stellt sich die Frage, warum die Leute eigentlich ihren Ton ausstellen. Lärmt eine Baustelle im Hintergrund? Schreiende Kinder? Musik? Schnupfen? Wenn all das nicht der Fall ist, kann das Mikrofon getrost offenbleiben. Andererseits: In manch einem Meeting ist es auch ganz schön, den Kollegen X mal nicht zu hören…
Nicht erlaubt: der Chat nebenbei
Im Meeting nebenbei E-Mails zu beantworten, zu chatten oder eine WhatsApp-Nachricht zu schreiben, ist grob unhöflich, vor allem, wenn es die anderen registrieren. Solange Bild und Ton ausgeschaltet sind, ist es allerdings auch wieder egal. Dann schlägt die eine Unhöflichkeit die andere. Entscheiden Sie selbst, was Sie Ihren Gesprächspartnern zumuten wollen.
Laden Sie nicht jede/n ein!
Nie war es so einfach zu meeten, wie in diesen digitalen Zeiten. Nicht wenige redselige GesellInnen animiert dieser Umstand dazu, ein digitales Treffen nach dem anderen anzuberaumen. Eingeladen wird großzügig, denn je größer der Adressatenkreis, desto wichtiger der Initiator. Mal ehrlich: Halten Sie die Teilnehmergruppe so klein wie möglich! Und sorgen Sie für eine kurze, klare, vorab zugängliche Agenda. Keine schlechte Idee ist es auch, die Dauer der Veranstaltung von vornherein zu begrenzen.
Pünktlichkeit ist die Tugend der Könige
Nichts ist ärgerlicher und peinlicher, als wenn ausgerechnet der Initiator eines Meetings zu spät kommt. Nein - es ist definitiv nicht so, dass Spätankömmlinge als besonders wichtig wahrgenommen werden. Vielmehr fühlen sich die Teilnehmer nicht respektiert und wundern sich spätestens beim zweiten Mal über das schlechte Zeitmanagement und Benehmen des Kollegen. Wer ein Terminproblem hat, kann das den anderen auch noch kurzfristig vorher mitteilen und das Meeting verschieben. Wozu haben wir denn alle unsere schicken Smartphones in den Taschen?
Suchen Sie Augenkontakt
Zugegeben, das ist nicht ganz einfach. Wenn vor ihnen zehn KollegInnen auf dem Bildschirm zu sehen sind und die Diskussion in vollem Gange ist, dann fällt es schwer, die Augen nicht auf die Sprecher, sondern auf einen ganz anderen Punkt, nämlich die Kamera, zu richten. Aber man kann es versuchen, und das richtige Arrangement des Equipments hilft dabei. Die Kamera sollte stets auf Augenhöhe oder leicht darüber angebracht sein. Für Notebook-Nutzer heißt das, zwei oder drei Bücher unter das Gerät zu legen. Und wenn Sie zwei Bildschirme nutzen: Lassen Sie die Konferenz auf dem Screen laufen, über dem die Kamera angebracht ist.
Erst aufzeigen, dann reden!
Wenn Sie in einer größeren Gruppe einen Wortbeitrag einbringen wollen, dann geben Sie ein digitales Handzeichen. So einfach wie es scheint, ist das allerdings nicht: Wir kennen all die Meetings, in denen fünf Kollegen etwas sagen wollen und jede Kontrolle über die Reihenfolge verlorengeht. Dennoch sorgt dieses Verfahren in der Regel dafür, dass auch die Schweigsameren (irgendwann) zu Wort kommen. In kleineren Calls ist das nicht nötig, da nimmt die Diskussion sogar eher Fahrt auf, wenn sich alle so verhalten, wie in einem realen Meeting.
Peinlichkeiten im Livestream
Der Worst Case kommt zum Schluss: Sie streiten in Ihrem Büro mit einem Mitarbeiter oder dem Chef und vergessen dabei, dass die Videokonferenz noch läuft und Sie aktiv zu sehen und zu hören sind. In diesem Falle - können wir Ihnen auch nicht mehr helfen.