Der CIO: Alphatier oder netter Kumpel?

14.11.2007
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Drei CIOs, drei unterschiedliche Meinungen, wie ein kompetenter Chef führen sollte.

Entschlusskraft, Souveränität und Durchsetzungsstärke erwarten 80 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland von ihren Führungskräften, so eine internationale Studie des Münchner Geva-Instituts. Jeder Zweite schätzt klare Vorgaben. Vorgesetzte sollten nach Meinung der Befragten Wert auf Leistung und Wettbewerb legen. Ob dieses autoritär anmutende Rollenverständnis in modernen IT-Abteilungen anzutreffen ist, beantworteten drei IT-Chefs.

Das Selbstverständnis eines CIO

Sven Siebenhaar, Obi: "Ich muss die Balance zwischen den Wünschen der Fachbereiche und der IT finden."
Sven Siebenhaar, Obi: "Ich muss die Balance zwischen den Wünschen der Fachbereiche und der IT finden."

Der Job eines erfolgreichen CIO lässt sich mit dem eines Jongleurs, manchmal aber auch mit dem eines Diplomaten vergleichen. Viele Aufgaben warten auf eine Lösung, jeder Mitarbeiter möchte seinen Fähigkeiten entsprechend behandelt werden. Chefs sollten grundsätzlich ausgewogene Entscheidungen treffen, unterschiedliche Führungsstile beherrschen sowie in einem turbulenten Markt schnell agieren. Um zu überleben, müssen sie den Überblick behalten.

"Ein wichtiges Thema ist die Balance zwischen den Wünschen der einzelnen Fachbereiche und der IT", sagt Jens Siebenhaar, seit eineinhalb Jahren als CIO für die IT von Obi verantwortlich. "Meine Aufgabe ist es, klar abzuwägen, zu entscheiden und die Verantwortung zu übernehmen", so der 41-jährige Informatiker "Es dürfen keine Missverständnisse aufkommen." Gleichzeitig weiß Siebenhaar, dass er auf die Fachkompetenz seines Teams bauen kann: "Im Detail wissen die Mitarbeiter vieles besser." Selbstsicheres Auftreten und ein klarer Kommunikationsstil schaffen Transparenz. Siebenhaar legt deshalb großen Wert darauf, Lösungen zusammen mit seinen Mitarbeitern zu finden.

Jürgen Burger übernahm 2005 die CIO-Position im Logistikunternehmen Hellmann Worldwide Logistics in Osnabrück. Weltweit gehören 190 IT-Mitarbeiter zu seinem Team. Seiner Meinung nach sollte eine Führungskraft viele Führungsstile beherrschen. "Gerade die Themen Strategie und Organisation verlangen von einem CIO eine gewisse Weitsicht, aber auch Sensibilität für die Bedürfnisse und Anforderungen im eigenen Team und gegenüber externen und internen Kunden", so Burger. Balance und Ausgewogenheit spielen in seinem Arbeitsalltag ebenfalls eine große Rolle.

Thomas Zeler, Leiter der IT-Bereiche der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in Stuttgart, sieht eine wichtige Aufgabe darin, Ziele festzulegen, Fortschritte genau zu beobachten und zu sichern. Konzepte und Lösungsvorschläge erarbeiten für Zeler ebenfalls die Mitarbeiter aus den Fachabteilungen weitgehend selbständig. Diese Vorschläge transparent und verständlich für andere darzustellen, auf Erfolge und besondere Leistungen hinzuweisen, das sieht er als eine wichtige Aufgabe des CIO an. "Die Kommunikation fördert die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrer IT", so der Diplomkaufmann.