Der CIO: Alphatier oder netter Kumpel?

14.11.2007
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Führungskräfte müssen häufig unpopuläre Entscheidungen treffen. Aus Unsicherheit treten manche Manager besonders martialisch auf, schaffen sich eine Aura der Unnahbarkeit. Manch einer vergreift sich in Tonfall oder Wortwahl und gleicht dann mehr einem arroganten Besserwisser als einem souveränen Chef. Die Mitarbeiter stellen sich darauf ein und wissen, wann ein Gewitter aufzieht und sie sich warm anziehen müssen. Loyalität gegenüber der Führungskraft kann schnell einer zynischen Distanz Platz machen. Rasche Wechselbäder im Auftreten und Verhalten vergiften die Arbeitsatmosphäre, kreative Glanzleistungen darf solch ein Chef kaum erwarten.

Führung heißt Wertschätzung

Respektvolles Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten sollte eine Selbstverständlichkeit sein. "Egal ob jemand als neuer Mitarbeiter oder Chef ins Unternehmen kommt, es ist wichtig, sich als Mensch zu zeigen. Dazu zählt auch, sich nicht einem vermeintlichen Rollendiktat zu unterwerfen, sondern je nach Situation mit Empathie und Menschlichkeit zu reagieren", empfiehlt die Münchner Management-Beraterin Annette Glitz. Auch Hellmann-CIO Burger hält "Respekt für die Person und die Arbeit des anderen" für eine Grundvoraussetzung in der Zusammenarbeit. "Nur durch eine grundlegende Wertschätzung gelingt wahre Führung", meint er. Seiner Meinung nach sollte ein Chef manchmal kumpelhaft in anderen Situationen aber auch resolut sein.

Nett sein reicht nicht

Trotzdem gibt es im Arbeitsalltag schwierige Situationen. Nicht immer kann eine Führungskraft der nette Kollege sein, vor allem wenn es um heikle Entscheidungen und knifflige Details geht. "Für mich ist es wichtig, ein breites Verhaltensrepertoire zu haben, das von kollegialem, diplomatischem bis zum entschiedenen Auftreten reicht", verrät Obi-Mann Siebenhaar. Verschiedene Seminare halfen ihm, sich mit dem nötigen Wissen vertraut zu machen. Für ihn trugen der Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus anderen Unternehmen und das Networking mindestens genauso viel zum Lernerfolg bei wie die Lerninhalte. "Viele kommen mit ähnlichen Fragen zum Seminar, und man kann gemeinsam Lösungen erörtern", erklärt der Diplominformatiker.

Thomas Zeler. LBBW: "Kommunikation fördert die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrer IT."
Thomas Zeler. LBBW: "Kommunikation fördert die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrer IT."

Die klassische Vorbereitung auf eine Führungsaufgabe folgen heute keinen starren Vorgaben mehr. Oft wurde in großen Unternehmen anhand eines Assessment-Centers entschieden, wem der nächste Karriereschritt mit Personalverantwortung zuzutrauen ist. Doch mit dem einsetzenden New-Economy-Hype Mitte der 90-er Jahre wirkten solche traditionellen Karrierewege obsolet. Alles musste schnell gehen, auch der Weg in die Chefetage. "Ich beobachte immer wieder, dass gerade junge Führungskräfte nicht mehr systematisch auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Techniken wie beispielsweise Gesprächsführung oder Konflikt-Management sind vielen Managern unbekannt", so Beraterin Glitz.