"Den Sourcing-Manager gibt es noch nicht"

11.03.2004

KÖNIG: Der Kostendruck ist Realität. Deshalb lässt sich die Entwicklung nicht aufhalten. Die Deutsche Bank etwa hat große Kapazitäten in Indien aufgebaut, ebenso wie SAP. Offshore ist längst Teil des Geschäfts. Die spannende Frage wird sein, in welcher Geschwindigkeit welche Aktivitäten aus der Bundesrepublik wohin wandern.

CW: Welche Bewegungen erwarten Sie?

KÖNIG: Qualifizierte Anwendungsentwicklung, also beispielsweise Projekte mit einer starken Integration verschiedener Teilprozesse, werden zwar aus Deutschland abwandern, aber eher in nähere und kulturell ähnliche Regionen, beispielsweise Ungarn oder Weißrussland. Polen wird hier ein starker Anbieter werden. Standard-Backend-Dienste wie Softwarewartung werden eher nach Indien ausgelagert. Mit China steht schon der nächste große Konkurrent in den Startlöchern.

CW: In den USA regen sich inzwischen starke Vorbehalte gegen Offshore-Outsourcing. Einige Bundesstaaten haben bereits Gesetze gegen die Vergabe öffentlicher Aufträge an Offshore-Dienstleister vorbereitet. Erwarten Sie in Deutschland eine ähnliche Entwicklung?

KÖNIG: Ich bin kein Freund solcher Initiativen nach dem Motto "Buy American". Protektionistische Ansätze wie in den USA halte ich hierzulande eher für unwahrscheinlich. Trotzdem wird sich die Bundesrepublik dieser Diskussion nicht verschließen können.