"Den Sourcing-Manager gibt es noch nicht"

11.03.2004

KÖNIG: Der Deal, den die Deutsche Bank mit Accenture zur Übernahme des Einkaufs geschlossen hat, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Natürlich braucht das Unternehmen einen Sourcing Manager, der Accenture kontrolliert, ebenso benötigt Accenture eine solche Funktion zur Steuerung der Zulieferer. Beide müssen diesen Prozess üben. Es gibt dafür derzeit keine Muster.

CW: Die Deutsche Bank lagert noch andere Tätigkeiten aus, darunter auch Teile der Anwendungsentwicklung. Kritiker monieren, damit gebe das Unternehmen auch Kernkompetenzen aus der Hand. Teilen Sie diese Bedenken?

KÖNIG: Zu den Kernprozessen einer Bank gehört es nicht, Anwendungen zu entwickeln und zu pflegen, sondern beispielsweise Kredite zu bewerten und zu vergeben, die Transaktionsverarbeitung sicherzustellen oder Wertpapiere und Depots zu verwalten.

CW: Im Vergleich zu angelsächsisch geprägten Regionen wird deutschen Unternehmen eine sehr zurückhaltende, ja skeptische Haltung gegenüber Outsourcing im Allgemeinen und insbesondere dem Auslagern ganzer Geschäftsprozesse (Business Process Outsourcing) nachgesagt. Woran liegt das?

KÖNIG: Deutsche Unternehmen sind Weltmeister in Sachen Effizienz, was sie nicht selten daran hindert, dringend notwendige Innovationen voranzutreiben. Das führt zu der paradoxen Situation, dass deutsche Banken zwar hinsichtlich der Abwicklungssysteme im Backend am besten organisiert sind. Andererseits aber sind sie oft nicht bereit, selbst unprofitable Geschäftsteile aus der Hand zu geben. Stattdessen versucht man, das letzte Quentchen Effizienz aus einem Prozess herauszupressen.

CW: Mit dem wachsenden Kostendruck wird vielerorts auch der Zwang zum Offshore-Outsourcing begründet, sprich die Auslagerung von Aufgaben in weit entfernte Länder. Wie wird sich dieser Trend in Deutschland entwickeln?