Managed Services

Das stille Comeback des selektiven Outsourcing

06.12.2010
Von 

Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Mangelnde Bereitschaft zur Standardisierung

CW: In den Diskussionen wird das Dilemma, vor dem IT-Verantwortliche bei der Entscheidung zwischen Standardisierung auf der einen und Individualisierung auf der anderen Seite stehen, noch nicht auf den Punkt gebracht. Auch ein Managed Service ist doch in einem hohen Maße standardisiert.

Andreas Zilch: "Am Ende läuft es oft wieder auf klassisches Outsourcing hinaus."
Andreas Zilch: "Am Ende läuft es oft wieder auf klassisches Outsourcing hinaus."
Foto: Joachim Wendler

ZILCH: Prinzipiell ja. Aber es gibt unterschiedliche Spielarten. Möchte ich nur eine Applikation samt dem Betriebsrisiko und gegebenenfalls den betreffenden Mitarbeitern auslagern, bin ich wieder beim selektiven Outsourcing. Hier ist in aller Regel der Customizing-Aufwand hoch und die Kostenersparnis gering. Andererseits sollte man vielleicht in diesem Zusammenhang eine unbequeme Wahrheit aussprechen: Die Produktivität und Effizienz der internen IT-Shops mag einem Benchmark in den Jahren 2004 und 2005 noch standgehalten haben.

In den zurückliegenden fünf Jahren konnte die interne IT jedoch nicht mehr mit dem Reifegrad der Anbieter Schritt halten. Managed Services können die einschlägigen Provider heutzutage meistens deutlich effizienter anbieten. Die nächste Evolutionsstufe wäre dann Cloud Computing: noch mehr Standardisierung, noch geringere Produktions- und Bereitstellungskosten. Doch bei vielen Cloud-Ausschreibungen, die wir begleiten, läuft es am Ende doch wieder auf ein klassisches Hosting oder einen Managed Service hinaus. Die Anwender sind nicht in der Lage und zum Teil auch nicht willens, in dem Maß zu standardisieren, wie es der Bezug aus der Cloud erfordert.

BECKER: Ganz so kritisch sehe ich die Situation nicht. Nehmen Sie nur das Bespiel der internen Kostenverrechnung. Immer mehr Unternehmen sind dazu übergegangen, die IT-Kosten nicht mehr generell als Allgemeinkosten zu verbuchen, sondern jeden Service und jede Applikation dediziert der nachfragenden Fachabteilung zuzuordnen, also auch die Kosten dort zu allokieren. Das hat vielerorts den Wildwuchs an Applikationen beseitigt, zudem führt das zu einem bewussteren Umgang mit Managed Services und Dienstleistungen aus der Cloud.

Oliver Wibbe: "Das Thema ist nicht nur aus der Kostenperspektive zu betrachten."
Oliver Wibbe: "Das Thema ist nicht nur aus der Kostenperspektive zu betrachten."
Foto: Joachim Wendler

WIBBE: Ich warne davor, dass Thema Managed Service oder Cloud Computing nur aus der Kostenperspektive zu betrachten. Ich gebe Ihnen dazu zwei Beispiele: Salesforce.com wurde in vielen Unternehmen - übrigens häufig von den Fachbereichen an der IT vorbei - eingeführt, weil dieser CRM-Service schnell implementierbar ist und man daraus keine Weltanschauungsfrage machen musste. Die Applikation läuft außerdem auf nahezu jedem Endgerät, also auch mobilen Devices. Zweites Beispiel ist das Managed Security. Hier bietet der Markt heutzutage Services und SLAs, die mit klassischen Inhouse-Lösungen intern kaum oder gar nicht geliefert werden können. Es geht also nicht nur um die Kosten, sondern auch um die Qualität der Services.