Cobion erhält neue Chance

14.10.2002
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Mit der Orange Box Web, die eine tagesaktuelle Liste mit über 14 Millionen Einträgen enthält, können Unternehmen anhand von 58 Haupt- und Unterkategorien festlegen, welche Inhaltsangebote oder Online-Services die Mitarbeiter zu welcher Zeit ansteuern dürfen. Die LAN-Version soll das Firmennetz vor unerwünschten Sendungen beziehungsweise gegen ungeplante Informationsabgabe sichern. Orange Box Mail überprüft E-Mails samt angehängter Dokumente und wehrt dabei etwa Spam-Mails ab.

Das Paddlock-Prinzip: Als nicht geschäftsrelevant definierte Inhalte werden von der Orangebox gesperrt und nur auf Anfrage freigegeben.

Nicht erst seit den Terroranschlägen vom 11. September werden Unternehmen sensibler dafür, dass sie sich vor ungewolltem Informationsverlust schützen sollten. Außerdem sind die Firmen für illegale Suftrips ihrer Mitarbeiter sogar haftbar. Fälle von Internet-Missbrauch gehen häufig mit einem langfristigen Imageverlust einher, der sich negativ auf das Kundenvertrauen und sogar den Aktienkurs auswirken kann. Produktivitätseinbußen, sei es durch eine unnötige Belastung der Netzkapazitäten oder die Vergeudung von Arbeitszeit durch privates Surfen, sind ein weiteres Argument für Firmen, in Filterprodukte zu investieren.

Nach Schätzungen der Marktforscher von IDC wies der von Cobion angesteuerte Markt für Internet-Zugangskontrolle und E-Mail-Filter im vergangenen Jahr ein Volumen von weltweit 437 Millionen Dollar auf. Bei einer erwarteten Zuwachsrate von über 40 Prozent pro Jahr soll das Volumen bis 2005 auf 1,43 Milliarden Dollar ansteigen. Im Gegensatz zu den Marktführern Surfcontrol und Websense hat sich Cobion bislang nur ein winziges Stückchen des Kuchens gesichert: Für dieses Jahr schätzt Firmenchef Lambrecht, dass sein Unternehmen bei 2,8 Millionen Euro Umsatz eine schwarze Null vor Zinsen und Steuern (EBIT) schreiben wird. Im kommenden Jahr sollen sich die Einnahmen aber bereits auf 7,7 Millionen Euro belaufen, dabei erwartet Cobion ein EBIT-Plus von rund einer Million Euro.

Grund für den Zuwachs sind unter anderem die nun zugesagten sechs Millionen Euro von Wellington Partners und Sofinnova Partners aus Paris. Ein Teil des Venture-Capital-Gelds will das derzeit rund 60 Mitarbeiter starke Unternehmen nutzen, um den Vertrieb weiter auszubauen, etwa durch die Zertifizierung von Partnern. Zudem ist vorgesehen, die bestehende US-Niederlassung von San Francisco nach Boston umzusiedeln und aufzustocken. Auch die geplante Expansion nach Portugal, Osteuropa, dem Nahen Osten und Südafrika will Cobion nun in Angriff nehmen. Dazu ist geplant, das Angebot von derzeit elf Sprachversionen auszuweiten. Bald sollen außerdem neben der Windows-Version auch Orange-Box-Modelle für Linux und Solaris auf den Markt kommen.