Dass die Cloud unfassbaren Geschäftswert realisiert, ist auf so gut wie jeder Cloud-Konferenz zu vernehmen. Das Problem an diesem Postulat: Wie bei jeder anderen Technologie sollte man auch im Fall der Cloud den jeweiligen Einzelfall betrachten.
Eine aktuelle McKinsey-Umfrage, bei der fünfzig europäische Cloud-Entscheider zum Status der Technologie befragt wurden, kommt nun zum Schluss, dass Cloud-Migrationen im Allgemeinen nicht so Benefit-behaftet sind, wie die Anbieter glauben machen wollen (was im Grunde keine sensationelle Neuigkeit ist). Laut der Umfrage:
überwachen allerdings nur 33 Prozent der befragten, europäischen Unternehmen nach der Cloud-Migration aktiv die Ergebnisse in Nicht-IT-Bereichen.
messen 71 Prozent der Unternehmen die Auswirkungen der Cloud-Einführung ausschließlich in IT-Prozessoptimierungen - und nicht in Form von Benefits für das Business.
Dieses Ungleichgewicht wirft eine elementare Frage auf: Profitieren IT- und Technologieabteilung von einer Cloud-Migration viel eher als die Geschäftsbereiche, die eigentlich von ihr "empowered" werden sollen?
Wer profitiert - außer den Anbietern?
Die Cloud wird oft mit geschäftlicher Flexibilität und neuen Einnahmequellen in Verbindung gebracht. Auch hier zeichnet die McKInsey-Umfrage ein konträres Bild. Demnach:
berichten nur 37 Prozent der Befragten von Kosteneinsparungen außerhalb der IT-Abteilung.
haben nur 32 Prozent neue Einnahmequellen erschlossen - trotz Millioneninvestitionen.
Weitere interessante Ergebnisse:
Obwohl 95 Prozent der von McKinsey befragten Entscheider nach eigenen Angaben aus der Cloud einen Nutzen ziehen, bleibt sie isoliert und wird nur in geringem Umfang genutzt.
Trotz des technologischen Fortschritts durch Cloud-Implementierungen sehen 13 Prozent der Befragten den Return on Investment von Cloud-Investitionen als verbesserungswürdig an.
Zufrieden mit ihren Cloud-Investments sind lediglich 55 Prozent der Umfrageteilnehmer.
Diese und ähnliche Umfragen sollten für Unternehmen ein Weckruf sein, ihre Cloud-Strategien neu zu bewerten. Die Cloud-Versprechen sollten dabei kritisch hinterfragt werden. Zudem sollte sich der Cloud-ROI künftig nach greifbaren Geschäftsergebnissen bemessen. Das erfordert allerdings vielerorts neue Mindsets - und dass neue, optimierte Metriken entwickelt werden. Vielleicht ist den meisten Unternehmen aber auch längst klar, dass die Cloud in ihrem Fall gar keinen Mehrwert bringt. Sich das einzugestehen, ist eben nicht leicht. (fm)
- Bernhard Kube, Lufthansa Industry Solutions
„Eine Cloud-Migration sollte auch zum Anlass genommen werden, um Anwendungen architektonisch, bezüglich Security und prozessual zu optimieren.“ - Robert Renner, SPIRIT/21
„Grundsätzlich ist es wichtig und sinnvoll, eine Cloud-Strategie in die Unternehmensstrategie einzubetten. Nur so lassen sich Ziele definieren und Erfolge messen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob sich das Vorhandensein einer Cloud-Strategie auf die Anzahl der späteren Rollback-Projekte auswirkt oder nicht.“ - Heike Marquordt, Unit4
„Es erstaunt, dass 60 Prozent der Unternehmen Cloud-Migrationsprojekte ohne Strategie durchführen. Ohne solide Planung kann keine erfolgreiche Cloud-Migration erwartet werden.“ - Marc-André Dumont, Airlock/Ergon Informatik
„Cloud Security sollte nicht bloß als Pflicht, sondern auch als Chance für Anwendungsmodernisierung und Digitalisierung verstanden werden.“ - Bartlomiej Kluska, Comarch
„Es ist erfreulich zu sehen, dass Cloud und Kontrolle für viele durchaus Hand in Hand gehen.“ - Matthias Körbitzer, NTT Germany
„Aus Mangel an Fachkräften und Erfahrung führen über 60 Prozent der deutschen Organisationen ihre Cloud-Migrationsprojekte ohne sinnvolle Strategie durch. Dabei sparen sie mit einer nachhaltigen Planung für den Umzug in die Cloud und einem passenden Betriebsmodell Kosten und haben so mehr Budget für geschäftsfördernde Investitionen.“ - Ulrich Meine, NTT DATA Business Solutions
„Es ist positiv zu sehen, dass die Einschätzung von Cloud-Lösungen objektiver wird. Mit einem sorgfältigen Daten-Management und der Erstellung von Exit-Strategien für alle Teillösungen bleibt IT auch in der Cloud unter eigener Kontrolle.“
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.