Bearingpoint startet die Sanierung

09.01.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Eine besondere Betonung erfährt zudem das internationale Bearingpoint-Angebot durch die neue Global Solutions Delivery. Sie wird länderübergreifende Rollout-Projekte vornehmlich im ERP-Umfeld verantworten. Schließlich bündelt das Management Wartungsdienste sowie das Produkt- und Lizenzgeschäft in der Einheit Technology Procurement Services. Die Basis dieser Aktivitäten bildet das österreichische Systemhaus Infonova, das als Tochtergesellschaft der KPMG Consulting AG zu Bearingpoint stieß. Völlig neu im Portfolio ist das Thema Outsourcing. Unter der Bezeichnung Managed Services wollen die IT-Berater Dienste zur Geschäftsprozessauslagerung anbieten und den Applikationsbetrieb für Kunden übernehmen.

Wandel in der Unternehmenskultur

Die Neuorganisation hat in der angekündigten Form nur für Europa Gültigkeit, wurde aber von der US-Zentrale genehmigt. Damit schlägt Bearingpoint den Weg ein, zumindest in der Alten Welt klare Strukturen und Servicelinien zu etablieren. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn in der Vergangenheit krankte der IT-Dienstleister oftmals an dem losen Zusammenschluss und der Eigenständigkeit der nationalen Niederlassungen. „KPMG Consulting war schon seit langem ein Sanierungsfall“, argumentiert etwa Pascal Matzke, Analyst der Giga Information Group. „Das heterogene, durch die einzelnen Länderorganisationen aufgespannte Netzwerk hat sich als Nachteil erwiesen, weil man den Kunden kein transparentes und konsistentes Serviceportfolio anbieten konnte.“

Der Wandel, den Bearingpoint herbeiführen muss, ist nicht nur organisatorischer, sondern auch kultureller Art. Wie andere Big-Five-Consulting-Organisationen unterhielten auch die IT-Berater von KPMG eine von den Prüfungsgesellschaften übernommene Unternehmensform, in der eine Vielzahl von Partnern entscheidungsbefugt waren. „Die Partner müssen Pfründe aufgeben und sich in eine traditionelle Firmenhierarchie einfügen. Sie müssen sich von ihrer exponierten Stellung verabschieden“, erläutert Matzke.

Die heterogene Organisation hat das US-amerikanische Consulting-Haus auch zu der kraftzehrenden und teuren Expansion in regionale Märkte gezwungen. Für die Übernahme der Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz musste die KPMG Consulting Inc. beispielsweise den hiesigen Partnern aus dem IT-Beratungshaus und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft insgesamt 730 Millionen Euro überweisen. Die heutige Bearingpoint-Gesellschaft ist mittlerweile in 39 Ländern vertreten, nicht jedoch in den Benelux-Staaten und Großbritannien. Dort entschieden sich die Partner, mit Atos Origin zusammenzugehen. Die fehlende Präsenz im britischen Markt dürfte sich vor allem bei internationalen Ausschreibungen der Banken als Makel erweisen.