Suchmaschinen in China und Russland

Baidu - Nutznießer der Zensur

03.11.2014
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Mathias von Hofen arbeitet als Freier Autor, unter anderem für mehrere Landeszentralen für politische Bildung. Er war zuvor als Abteilungsleiter bei Kubon&Sagner sowie bei Interfax tätig. Von Hofen ist Diplom-Politologe mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Politik in Russland und Osteuropa.

Die Expansion von Baidu

Der Hauptprofiteur des Rückzugs von Google vom chinesischen Markt war die Suchmaschine Baidu, die in den vergangenen Jahren zum absolut dominierenden Unternehmen auf dem chinesischen Suchmaschinenmarkt wurde. Baidu wurde im Jahr 2000 in Peking gegründet. Mittlerweile hat das Unternehmen 6000 Mitarbeiter und verzeichnete im Jahr 2012 einen Umsatz von 3.6 Milliarden und einen Gewinn von 1,7 Milliarden Dollar. Der Börsenwert von Baidu lag im selben Jahr bei rund 50 Milliarden Dollar und der Marktanteil in China lag im Jahr 2011 noch bei 80 Prozent.

Seitdem ist die Dominanz von Baidu in China leicht rückläufig. Allerdings gehört Baidu weiterhin zu den fünf am häufigsten genutzten Webseiten weltweit. Im ersten Quartal 2014 betrug der Anteil von Baidu am chinesischen Suchmaschinenmarkt noch etwas über 60 Prozent, wobei der Rückgang nicht auf ausländische Wettbewerber, sondern auf konkurrierende chinesische Unternehmen zurückzuführen ist. Vor allem Qihoo360 search (23 Prozent) und Sogou (13 Prozent) haben auf Kosten von Baidu Marktanteile hinzugewonnen. Qihoo ist der führende Anbieter von Antivirenprogrammen in China und eines auf dem chinesischen Markt erfolgreichen Browsers und plant auch in verschiedene asiatische und europäische Länder zu expandieren.

Im März 2014 ist mit chinaso.com auch eine staatliche Suchmaschine in China an den Markt gegangen. Die Nachrichtenagentur Xinhua und der Staatssender China Central Television gehören zu den Gründern. Die Suchmaschine durchsucht nur News, die in China selbst erschienen sind. Dabei werden auch das Programm und die Angebote von 16 Fernsehsendern durchforstet. Allerdings werden chinaso.com nur begrenzte Chancen auf dem chinesischen Markt eingeräumt - siehe hierzu zdnet.de.

Baidu hat auf die neuen Wettbewerber und die gesunkenen Marktanteile reagiert, indem das Unternehmen an der Verbesserung der von ihm angebotenen Suchmaschine weiter arbeitet. Zugleich hat Baidu auch sein Angebot im Bereich der Internetdienste erweitert. Das Unternehmen bietet mit Baidu Maps einen Mapping-Dienst an, der Google Maps in China deutlich überholt hat und pro Bürger knapp zehn Mal im Quartal genutzt wird - siehe it-times.de.

Auch der kostenlose Baidu Spark Browser hat in China eine marktbeherrschende Stellung erlangt, wobei er in vielen Funktionen an Google Chrome erinnert. Zum Angebot von Baidu gehören weiterhin ein soziales Netzwerk namens Tieba sowie die Bibliothek Baidu Tushu, eine Konkurrenz zu Google Books, die es allerdings nicht erlaubt, eingescannte Seiten der Bücher zu lesen.