Ausgründungen als Basis für den Aufschwung

20.01.2003
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Die Managerin sieht in den Ausgründungen zunehmend interessante Investitionsmöglichkeiten, die neben den „klassischen“ Beteiligungen schnell an Bedeutung gewinnen könnten. So verfügt eine auszugliedernde Abteilung in der Regel bereits über eine gefestigte Organisation, gleichzeitig sind in einem großen Unternehmen die Ressourcen für eine „Idealbesetzung“ des Managements reichlich vorhanden. Mit einer starken Muttergesellschaft im Rücken sei die Bereitschaft von Managern zudem größer, die Leitung eines jungen Unternehmens zu übernehmen, erläutert Horstmann. „Normale Startups tun sich derzeit nämlich schwer, Topmanager zu gewinnen.“

Auch die Konzerne könnten aufgrund der Zwickmühle somit von dem Trend profitieren: Ihnen eröffnet sich die Möglichkeit, Randbereiche auszugliedern, um sich verstärkt auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Durch das „Streamlining“ steigen die Chancen, wieder zu früherem Wachstum und Profit zurückzukommen, sagt die Managerin von B-Business Partners. Dass VC-Firmen wie Wellington, B-Business oder 3idabei nicht das Rad neu erfinden mussten, zeigen Ausgründungen der Vergangenheit. So gingen etwa aus dem TK-Konzern AT&T die Firmen NCR und Lucent Technologies hervor. Letztere gründete wiederum selbst den Chiphersteller Agere Systems und die Netzwerkfirma Avaya aus.

Ein relativ bekanntes Beispiel hierzulande ist die Webwasher.com AG aus Paderborn: Ausgehend von einer Idee für eine innovative Internet-Filtersoftware bei einem Workshop, machten sich drei Siemens-Entwickler im Oktober 1999 selbständig. Dabei wurden sie durch Risikokapital der Siemens Venture Capital GmbH und der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Invision AG unterstützt. Inzwischen unterhält das profitable Spinoff zahlreiche Niederlassungen, die Webwasher-Produkte werden nach Firmenangaben inzwischen von mehr als einer Million Anwendern in Unternehmen sowie von über fünf Millionen privaten Nutzern verwendet.

Geldspritze in der Krise

Auch im Krisenjahr 2002 konnten sich IT-Spinoffs eine Erstfinanzierung sichern. So beteiligte sich etwa die Münchner VC-Gesellschaft Wellington Partners mit 1,5 Millionen Euro an der Gardenos GmbH. Die Ausgründung der Siemens-Sparte ICN hat eine integrierte Software für den Betrieb von Wireless LANs entwickelt, die Bereiche von der Zugangskontrolle bis zur Abrechnung abdeckt. Dass im Zusammenhang mit deutschen IT-Spinoffs häufig der Name Siemens fällt, ist kein Zufall: Der Konzern ist groß, besitzt ein weitgefächertes Technologiespektrum und darüber hinaus eine eigene Venture-Gruppe.

Fraunhofer-Gesellschaft Auch in anderen Bereichen wächst die Bereitschaft, der Gründerwelle neue Kraft zu verleihen: So will die Fraunhofer-Gesellschaft, Geburtsstätte innovativer Erfindungen wie des MP3-Formats und Wiege von mehr als 15 IT-Spinoffs, eine eigene Venture-Gesellschaft ins Leben rufen. Diese Einrichtung soll unter anderem helfen, die Zurückhaltung der Risikokapitalgeber bei Investments in der Seed- beziehungsweise Frühphase für technologieorientierte Ausgründungen zu kompensieren. Laut Thomas Doppelberger, Leiter der Venture-Gruppe, sind die Verhandlungen mit Investoren bereits fortgeschritten. Wenn dabei alles glatt geht, soll die Gesellschaft „zeitnah“ gegründet werden.