MyIC Phone

Apps für das Desktop-Telefon

19.03.2011
Von Stefan Mutschler

App-Konzept auf dem Desktop

Erstmals realisiert Alcatel-Lucent mit dem MyIC Phone ein App-Konzept, das bisher ausschließlich von Smartphones oder Tablets bekannt ist: Offene, frei verfügbare Schnittstellendefinitionen und ein Entwicklerforum, in dem sich jeder Interessent ohne finanzielle oder organisatorische Hürden einbringen kann. Erst im Oktober letzten Jahres hat der TK-Anbieter Software Developer Kits (SDKs) für das MyIC Phone freigegeben und ein Community-Portal ins Leben gerufen. Auf diese Weise will er Tausende von Anwendern und Entwicklern ins Boot holen. Das SDK nutzt offene Standards für die Web-Programmierung wie Java- script, HTML 5.0, Ajax und weitere. Das sollte den Aufwand für die Einarbeitung und die Einführungszeit für neue Anwendungen in Grenzen halten.

Die Ergebnisse der "AAPP Factory", wie der Anbieter sein Entwicklerportal betitelt hat, lassen sich derzeit noch nicht in Tausenden oder gar Millionen wie beim iPhone messen. Die Apps richten sich an spezifische Branchen wie etwa Finanzwesen, Tourismus, Gastgewerbe und Gesundheitswesen. Alcatel-Lucent unterstützt Entwickler darin, ihre Anwendungen auf solche Einsatzzwecke und Branchen abzustimmen. Im Finanzdienstleistungsbereich beispielsweise könnten MyIC-Phone-Anwendungen Echtzeitkommunikation und Twitter-Feeds von Tradern beinhalten. Im Gastgewerbe könnte der Gast über das MyIC Phone auf diverse Services zugreifen und die gesamte Raumausstattung einschließlich Raumtemperatur und Unterhaltungseinrichtungen steuern. Lizenziert werden die Anwendungen über den Call Manager von Alcatel-Lucent. Über diesen lassen sich auch eigene Clients für Mobiltelefone in die Kommunikationsinfrastruktur einbinden, die damit etwa das On- und Offsite-Roaming (nahtloser Übergang von der lokalen Infrastruktur ins öffentliche GSM-/UMTS-/LTE-Netz und umgekehrt) unterstützen.

Flexibles Tischtelefon

Der Trend ist gesetzt - nun bleibt abzuwarten, ob eine ähnlich aktive Entwicklergemeinde wie im Mobilfunk auch für Festnetztelefonie auf die Beine zu stellen ist. Für René Princz-Schelter ist jedoch eines klar: "Funktionen und Mehrwert eines Tischtelefons kommen künftig über die Apps." In Sachen Flexibilität hat das Tischtelefon das Smartphone teilweise schon überholt. Während ein Smartphone immer als persönliches Gadget konzipiert ist, kann sich zumindest das MyIC Phone problemlos wechselnden Benutzern anpassen: Ein RFID-Reader im Gerät erlaubt es, individuelle Nutzerprofile per ID-Tag auf Knopfdruck zu laden. (hi)