Bloomberg-Bericht zu iOS 17

Apple will weitere App-Stores zulassen

14.12.2022
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Um strengere EU-Vorschriften zu erfüllen, sieht sich Apple angeblich gezwungen, das Betriebssystem von iPhone und iPad deutlich zu öffnen.
Um neue EU-Vorschriften zu erfüllen, muss Apple zahlreiche Prinzipien für sein iOS-Ökosystem über Bord werfen.
Um neue EU-Vorschriften zu erfüllen, muss Apple zahlreiche Prinzipien für sein iOS-Ökosystem über Bord werfen.
Foto: ThewayIsee - shutterstock.com

Glaubt man dem neuesten Bericht von Bloomberg, steht Apple vor den größten Veränderungen seit Jahren. Wie der gewöhnlich gut informierte Marc Gurman aus Apple-Kreisen berichtet, bereitet sich das Unternehmen darauf vor, alternative App-Stores von Drittanbietern und das Sideloading von Apps in iOS und iPadOS zu unterstützen. Ein solches Unterfangen würde eine drastische Umkehr von Apples langjähriger Position bedeuten, dass App-Stores von Drittanbietern und das Laden von Apps von außerhalb des App Stores Sicherheits- und Datenschutzrisiken für iPhone-Besitzer darstellen.

Allerdings scheint die Company - ähnlich wie beim Wechsel von Lightning auf USB-C - kaum eine Wahl zu bleiben, wenn sie weiter in der EU Smartphones und Tablets verkaufen und Strafzahlungen vermeiden will. So berichtet Gurman, dass Apple mit den Maßnahmen auf strengere EU-Vorschriften reagiere, die 2023 in Kraft treten, wie das Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act). Die Anpassungen könnten damit schon in iOS 17 umgesetzt werden.

Zugriff auf NFC, Kamera und mehr

Weitere Änderungen, die sich aus den EU-Vorschriften ergeben, betreffen laut Gurman die Öffnung mehrerer Funktionen über API für Drittentwickler, die bisher nur für Apple verfügbar waren. So könnte es künftig fremden Apps erlaubt sein, Zahlungen via NFC abzuwickeln oder den kompletten Zugriff auf die Kamera zu erhalten. Außerdem müsste Apple das Find-My-Network für Konkurrenten des AirTag, etwa Tile, öffnen.

Dem Bericht zufolge erwägt Apple außerdem, ob es ab iOS 17 auch Chromium und andere Browser-Engines zulassen will. Derzeit müssen Webbrowser von Drittanbietern Apples WebKit-Rendering-Engine auf iPhone und iPad verwenden - eine Einschränkung, die es auf dem Mac nicht gibt.

Es gibt jedoch noch weitere Änderungen, die im Digital Markets Act gefordert werden und für die Apple noch keine konkreten Pläne vorgelegt hat. So fordern die Regulierungsbehörden etwa einen Interoperabilität zwischen Messaging-Systemen wie iMessage - Bloomberg zufolge befürchten die Apple-Ingenieure jedoch, dass diese Änderungen die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und andere Datenschutz- und Sicherheitsfunktionen der Messaging-Plattform gefährden könnten, die dazu beitragen, sie von Alternativen zu unterscheiden.

Ein anderer Punkt des Digital Markets Act sieht vor, dass Apple den App-Entwicklern erlaubt, Zahlungssysteme von Drittanbietern in ihre Apps zu integrieren. Auch hier hat Apple Bloomberg zufolge noch nicht entschieden, wie es vorgehen soll. Allerdings gibt es hier bereits kleine Zugeständnisse in Japan, wo Nutzern von Reader- und Cloud-basierten Apps direkt auf webbasierte Zahlungen zugreifen können.

Gurman zufolge sollen die Veränderungen - zunächst - nur in Europa in Kraft treten, Nutzer in anderen Regionen seien davon nicht betroffen. Allerdings könnte das Projekt auch den Grundstein für andere Regionen legen, wenn dort ähnliche Gesetze verabschiedet werden.