Eine Wirtschaftskrise kommt immer ungelegen - diesmal aber ganz besonders: Eben hatte die IT-Diskussion begonnen, sich von den Kosten auf den Wertbeitrag zu verlagern. Und plötzlich wollen Geschäftsführer oder Vorstände nichts mehr davon hören, dass sie eine starke IT brauchen, um neues Geschäft zu generieren. Der Rotstift bedroht mühevoll erarbeitete Handlungsspielräume für Innovationen, die das Unternehmen wettbewerbsfähige machen sollten. (Siehe auch: "Die Branche fährt Achterbahn".)
Dabei haben die meisten IT-Chefs längst ihre Hausaufgaben erledigt: Sie haben Strategien entworfen und umgesetzt, mit denen sich die IT-Organisationen auf maximale Effizienz trimmen lassen. Konsolidierung und Standardisierung waren einmal mehr die IT-Schlagworte des Jahres, oft begleitet von Virtualisierung der Server und der Infrastruktur.
- New Kid on the Block
Daniel Hartert wird Anfang 2009 die Geschäftsführung der Bayer Business Services GmbH (BBS) übernehmen. Als Nachfolger des engagierten und eloquenten <a href="http://www.computerwoche.de/menschen/1877067/" target="_blank">Andreas Resch</a> tritt der 50-Jährige in große Fußstapfen. Die vergangenen sieben Jahre verbrachte Hartert außerhalb der deutschen CIO-Community – zuerst als IT-Verantwortlicher von Philips Electronics im niederländischen Eindhoven, später als CEO Imaging Systems bei Philips Healthcare in Boston. Doch in den sieben Jahren davor zeichnete er, wie aufmerksame COMPUTERWOCHE-Leser möglicherweise erinnern, für die IT des Verlagsriesen Bertelsmann verantwortlich. - Ein verdienter Sieger
Rainer Janßen ist unser <a href="http://www.computerwoche.de/cio-des-jahres/2008/1879909/" target="_blank">"CIO des Jahres"</a>. 2008 hat er vor allem Grundlagenarbeit geleistet: Mit seinem Team schuf er eine neue Enterprise-Architektur, die seinem Arbeitgeber das Risiko-Management erleichtern soll. Hand in Hand damit geht der Aufbau einer Service-orientierten Anwendungsentwicklung. Ziel der Umgestaltung ist nicht nur der Effizienzgewinn, sondern auch die engere <a href="http://www.computerwoche.de/cio-des-jahres/grossunternehmen/1876889/" target="_blank">Verbindung zwischen Business und IT</a>. Aber Janßen ist nicht nur ein erfolgreicher IT-Macher, sondern auch ein angenehmer <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/it_strategie/1860891/" target="_blank">Gesprächspartner</a>: Er verbindet gesundes Selbstbewusstsein mit der Fähigkeit, sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Und wenn ein CIO als Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsrat gewählt wird, verrät das eine Menge über seine Akzeptanz auch außerhalb der "Szene". - Der Till Eulenspiegel
Thomas Tribius stellte erst die <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/datacenter_server/1869288/" target="_blank">IT beim Springer Verlag</a> auf Apple-Technik um, dann macht er sich dünn und heuerte beim Versandhandelshaus Otto an. Das ist kein Aprilscherz – auch wenn Tribius' letzter offizieller Arbeitstag bei Springer auf den 31. März 2009 fällt. In der Otto Gruppe übernimmt er dann die IT-Gesamtverantwortung aus den Händen von <a href="http://www.computerwoche.de/job_karriere/hp_young_professional/1870590/" target="_blank">Wolfgang Linder</a>, der in den Ruhestand gehen wird. Ob Tribius bei Otto ebenfalls Apple-Produkte favorisiert, hat er noch nicht verlauten lassen. Sein Erbe bei Springer teilen sich Rainer Altenbernd und Jens Güthoff. - Der spurlos Verschwundene
Gerben Otter hat der Adidas AG den Rücken gekehrt. Das kommende Jahr werde schwieriger, hatte er kurz zuvor noch in einem <a href="http://www.cio.de/karriere/personalfuehrung/859568/index1.html" target="_blank">Interview</a> verraten. Diesen Schwierigkeiten geht Otter offenbar lieber aus dem Weg. Oder will er sich etwa noch größeren Herausforderungen stellen? Diese Frage bleibt vorerst unbeantwortet. Der ehemalige Adidas-CIO ist wie vom Erdboden verschluckt, seit er den fränkischen Sportartikelhersteller verließ. Der nannte übrigens „persönliche Gründe“ als Ursache der Trennung. Otters Aufgaben übernimmt kommissarisch der Reebok-CIO Peter Burrows. - Aufsteiger in stürmische Höhen
Frank Annuscheit hat geschafft, wovon viele CIOs träumen: Seit Januar des zu Ende gehenden Jahres ist er Mitglied des Commerzbank-Vorstands. Dort verantwortet er den zentralen Servicebereich: Informationstechnik, Transaction Banking und Organisation. Als der neue Commerzbank-Vorstand seine Beförderung feierte, dürfte ihm wohl kaum bewusst gewesen sein, dass ihn nicht einmal ein Jahr später eine Mammutaufgabe erwarten würde: Bei der Integration von Dresdner und Commerzbank spielt die IT mit Sicherheit eine herausragende Rolle. Dass <a href="http://www.computerwoche.de/it_strategien/it_management/550435/" target="_blank">Annuscheit</a> – gemeinsam mit dem Commerbank-CIO <a href="http://www.cio.de/_misc/article/printoverview/index.cfm?pid=159&pk=854327&op=pdf" target="_blank">Peter Leukert</a> – die Verantwortung dafür tragen wird, gilt als wahrscheinlich. - Der lang Ersehnte
Reinhard Schütte kommt voraussichtlich erst im nächsten Frühling. Aber der Handelskonzern Edeka hat ihn bereits als seinen neuen <a href="http://www.computerwoche.de/menschen/it_macher/1875296/" target="_blank">Finanz- und IT-Vorstand</a> vorgestellt. Lang genug hatte sich das Unternehmen ja Zeit gelassen. Es dauerte Monate, bis man sich auf einen Nachfolger für den ehemaligen IT-/Finanzchef und heutigen Vorstandssprecher Markus Mosa einigen konnte. Schütte ist offziell noch bei der Dohle Handelsgruppe in Siegburg beschäftigt. Dort verantwortet er neben der IT auch die Ressorts Personal und Finanzen. Offenbar legte Edeka Wert darauf, einen IT-Chef mit Finanzkompetenz an Bord zu holen. - Der einstweilige Ruheständler
Harald Lemke durfte sich einst als <a href="http://www.computerwoche.de/index.cfm?pid=2662&pk=584326" target="_blank">erster CIO einer Landesverwaltung</a> bezeichnen. Nun wurde er vom hessischen Ministerpräsident Roland Koch in den einstweiligen Ruhestand entlassen – augenscheinlich wegen eines millionenschweren <a href="http://www.computerwoche.de/it_strategien/539642/" target="_blank">Schulprojekts</a>, das nicht so lief, wie es sollte. Die Opposition moniert, dass <a href="http://www.computerwoche.de/menschen/it_macher/1866852/" target="_blank">Lemke</a> mit seinen IT-Projekten Hunderte Millionen Euro versenkt habe – und nun eine Rente von 6000 Euro monatlich kassiere. - Die beste aller Lösungen
Michael Gorriz fiel schon in seinen letzten beiden Jobs angenehm auf – als Vice President IT Business Systeme der Daimler-Chrysler AG und als CIO der Mercedes-Benz Cars und Vans: Der studierte Physiker punktete in der Öffentlichkeit stets mit durchdachten Statements und seiner unaufgeregten Art. So hätte der Daimler-Konzern kaum eine bessere Wahl treffen können, als das <a href="http://www.computerwoche.de/job_karriere/1848798/" target="_blank">Eigengewächs</a> zum Nachfolger der Ende 2007 in den Ruhestand gegangenen <a href="http://www.cio.de/karriere/auf_und_absteiger/842295/" target="_blank">Sue Unger</a> zu machen – zumal er schon vorher ihre rechte Hand und der eigentliche IT-Macher des Konzerns war. Als weltweit verantwortlicher CIO und Leiter des Bereichs Information Technology Management (ITM) berichtet Gorriz nun direkt an Rüdiger Grube, den Vorstand für Konzernentwicklung. - Der Mittelstands-Champion
Bodo Deutschmann muss ein Guter sein, denn er wurde von COMPUTERWOCHE und „CIO“ schon zweimal zum "CIO des Jahres – Mittelstand" gekürt. Der IT-Chef der Kögel Fahrzeugwerke überzeugte die <a href="http://www.computerwoche.de/cio-des-jahres/2008/1879973/" target="_blank">Jury</a> unter anderem mit einem Projekt zur <a href="http://www.computerwoche.de/cio-des-jahres/mittelstand/1876916/" target="_blank">Fahrzeugortung via GPS</a>. Vor drei Jahren ließ Deutschmann schon einmal die Konkurrenz hinter sich, nachdem er ein neues System für das Customer-Relationship-Managment eingeführt und mobil mit dem Außendienst verbunden hatte. Voraussetzung für diese erfolgreichen Projekte war jedoch ein kompletter Neuaufbau der Kögel-IT. Als Deutschmann vor fünf Jahren seinen Dienst antrat, lag sie quasi in den letzten Zügen. Allein diese Wiederbelebung verdient Lob. - Vertreter der Anwenderinteressen
Michael Kranz gehört weder zu den Aufsteigern noch zu den Preisträgern des Jahres. Trotzdem verdient es der <a href=http://www.computerwoche.de/job_karriere/karriere_gehalt/1855720/index4.html" target="_blank">CIO des Abfüllanlagen-Herstellers Krones</a>, an dieser Stelle herausgehoben zu werden – für sein besonnenes und beherztes Engagement in Sachen Anwenderinteressen. In der SAP-Anwendervereinigung DSAG und im <a href="http://www.cio-circle.org/" target="_blank">CIO Circle</a> warb er dafür, die geplante <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/erp/1881566/" target="_blank">Erhöhung der Wartungskosten</a> nicht stillschweigend hinzunehmen. Kranz steht hier stellvertretend für viele andere CIOs, die sich ebenfalls nicht scheuten, öffentlich zu protestieren. Zu ihnen gehören beispielsweise <a href="http://www.computerwoche.de/cio-des-jahres/grossunternehmen/1876897/" target="_blank">Thomas Ochs</a> von Villeroy & Boch und <a href="http://www.computerwoche.de/cio-des-jahres/mittelstand/1877350/" target="_blank">Michael Rödel</a> von Bionorica. Ihnen haben es die SAP-Kunden zu verdanken, dass sich der Softwareriese verhandlungsbereit zeigte und die Kündigung der Wartungskosten aussetzte.
Mit Hilfe einer - wenn auch vielfach noch rudimentären - IT-Governance ist es den CIOs gelungen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und die Hype-Themen außen vor zu lassen. Green IT? Fällt unter Betriebkosten sparen! Enterprise 2.0? Jetzt werden Sie doch bitte erst einmal konkret! RFID? Ein alter Hut - oder vielleicht doch noch zu früh! iPhone? Ja, gut, wenn der Vorstand unbedingt eins will! SOA? Ähem …