Surface Book

2. Generation im Test

15.11.2016
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Microsoft verspricht mit dem neuen Surface Book "die Zukunft des Laptops". Wir haben uns das Topmodell der Surface-Book-Reihe angesehen und sagen Ihnen, ob die 3.200 Euro gut angelegt sind.

Den Tablet-Laptop-Hybrid Surface Book in nur eine Schublade zu stecken, war schon immer eher schwierig. Das ändert sich auch mit dem Surface Book i7 mit Performance Base nicht: Im Gegenteil. Noch mehr Power und noch mehr Akku sollen das neue Surface Book auf ein gänzlich neues Performance-Level hieven. Und um das gleich einmal vorweg zu nehmen: Das aktuelle Surface-Book-Topmodell ist für ein Notebook seiner Klasse fast schon unheimlich performant. Es schmeißt nämlich tatsächlich doppelt so viel Leistung wie sein Vorgänger in den Ring. Der hatte bei seinem Release die Konkurrenz in Sachen Leistung ohnehin bereits weit hinter sich gelassen. Aber es wird noch besser: Die Akkulaufzeit des Surface Book ist die bislang beste, die wir je in einem Laptop-Test gemessen haben.

Damit ist die Sache ja eigentlich schon gegessen oder? Naja, nicht so schnell. Denn seit dem Debüt des Surface Book hat auch die Konkurrenz nicht geschlafen. Und es gibt auch einige Aspekte an Microsofts Hybrid-Device, die uns sauer aufgestoßen sind.

Die zweite Generation des Surface Book im Test: Was hat sich im Vergleich zum Vorgänger getan? Und: Hängt auch die zweite Generation die Konkurrenz in Sachen Leistung ab?
Die zweite Generation des Surface Book im Test: Was hat sich im Vergleich zum Vorgänger getan? Und: Hängt auch die zweite Generation die Konkurrenz in Sachen Leistung ab?
Foto: Gordon Mah Ung

Surface-Book-Performance-Base-Specs: Das ist neu

Nehmen wir einfach mal an, Sie sind nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge: Das von uns getestete Surface Book ist die zweite Generation von Microsofts Premium-Hybrid-Notebook. Der 13,5-Zoll-PixelSense Screen - der Stifteingaben ebenso wie Touch-Befehle unterstützt - lässt sich von der Basis entkoppeln und als Tablet benutzen. Die Basis des Surface Book heißt in Microsoft-Sprache "Performance Base" und beherbergt eine GPU, die im Wesentlichen dafür verantwortlich ist, dass das Surface Book in Sachen Performance in seiner Klasse an der Spitze der Nahrungskette steht. Zusammengehalten werden die Basis und der Screen von einer raffinierten Scharnierkonstruktion. Die hat sich beim Surface Book mit Performance Base im Vergleich zum Vorgänger nicht verändert und bleibt so auch bei Generation zwei ein prominentes Alleinstellungsmerkmal des Surface Book.

Auch das Display am neuen Surface Book sieht nicht nur exakt so aus wie beim Vorgänger: Es ist dasselbe IPS-Panel mit einer Auflösung von 3000 x 2000 Pixeln. Angetrieben wird das von uns getestete Surface-Book-Topmodell von einem Intel Skylake i7-6600U-Prozessor - kombiniert werden kann dieser mit wahlweise 8 GB oder 16 GB LPDDR3-RAM, sowie verschiedenen SSDs mit einer Größe zwischen 256 GB und 1 TB. Bei unserem Testexemplar handelt es sich um das derzeitige Topmodell mit besagtem Intel-Skylake-i7-Prozessor, 16 GB RAM und der 1TB SSD. Die unverbindliche Preisempfehlung für dieses Modell liegt derzeit bei 3199 Euro.

Die aufwändige Scharnierkonstruktion des originalen Surface Book bleibt auch beim Surface Book 2 erhalten.
Die aufwändige Scharnierkonstruktion des originalen Surface Book bleibt auch beim Surface Book 2 erhalten.
Foto: Gordon Mah Ung

Für Hardware-Enthusiasten ist der Prozessor schon einmal ein dicker Minuspunkt. Schließlich sind Intels aktuelle Kaby-Lake-Chips bereits in zahlreichen Konkurrenzprodukten enthalten. Da stellt sich schon die Frage, wieso sich Microsoft in dieser Hinsicht an der Konkurrenz in Cupertino orientiert und im neuen Surface Book auf eine alte Prozessor-Unit setzt.

Es scheint so, als hätte man in Redmond einfach andere Präferenzen gesetzt: Nämlich auf den Grafikchip. Im ersten Surface Book kam noch ein Custom-Chip von Nvidia zum Einsatz - allgemein wurde davon ausgegangen, dass es sich hierbei im Grunde um eine GeForce GT 940M handelt. Im neuen Surface Book i7 werkelt nun eine GeForce GTX 965M mit 2GB GDDR5 RAM. Die neue GPU ist also erheblich schneller als die alte, wird aber auch wesentlich heißer. Deswegen hat Microsoft einen zusätzlichen Lüfter in die Basis des Surface Book 2 integriert. Deshalb fällt die "Performance Base" auch etwas dicker aus als noch beim Vorgänger und die Lüftungsöffnungen etwas größer.

Surface Books im Vergleich: Die Basis des 2016er Modells ist etwas dicker, die Lüftungsöffnungen sind ebenfalls gewachsen.
Surface Books im Vergleich: Die Basis des 2016er Modells ist etwas dicker, die Lüftungsöffnungen sind ebenfalls gewachsen.
Foto: Gordon Mah Ung

Unter Volllast sind die Lüfter zwar deutlich zu vernehmen - unangenehm wird der Geräuschpegel dabei aber nie. Zudem scheint die Lüfter-Konstruktion in Sachen Kühlung einen guten Job zu machen: In einem GPU-"Foltertest" über circa eine Stunde wurde das aktuelle Surface-Book-Topmodell zwar wärmer, aber niemals unangenehm heiß.

Die Wärmeentwicklung des aktuellen Surface-Book-Modells: Auch unter Volllast wird es nie unangenehm.
Die Wärmeentwicklung des aktuellen Surface-Book-Modells: Auch unter Volllast wird es nie unangenehm.
Foto: PCWorld

Surface Book i7 im Test: Die Performance

Die Performance des i7-Chipsatzes im Topmodell der 2. Generation des Surface Book lässt sich kurz und knapp zusammenfassen: Der Dual-Core-Chip entstammt der sechsten Generation von Intels CPU-Familie und ist damit rund 10 Prozent langsamer als ein vergleichbarer Kaby-Lake-Prozessor. Diesen Unterschied werden die meisten Menschen in der Praxis allerdings kaum bemerken. Um das zu verdeutlichen, haben sich die Kollegen der PC World die Hardware des Surface Book i7 in diversen Benchmark-Tests angesehen. Die detaillierten Ergebnisse können Sie hier einsehen.

Geht es um die Batterieleistung des neuen Surface Book, hat Microsoft ebenfalls aufgesattelt und in der neuen, etwas voluminöseren Keyboard-Basis einen stärkeren Akku untergebracht. Und der durfte sich in unserem Video-Rundown-Test ausgiebig beweisen - auch im Vergleich mit dem Surface Book der ersten Generation. In diesem Videotest wird ein Video in 4K-Auflösung im Dauerloop abgespielt - und zwar über die entsprechende, native Windows-10-App. Warum gerade diese App? Nunja, sie ist ein verdammt effizienter Videoplayer. Im Test wurden die Geräte in den Flugmodus versetzt und die Bildschirmhelligkeit etwas hochgeregelt, um möglichst realistische Anwendungsbedingungen - etwa im Büro oder Zuhause - zu simulieren.

Das Ergebnis: Eine Akkulaufzeit, die sogar das gute alte Duracell-Häschen aussticht. Mit 13 Stunden setzt das Surface Book der 2. Generation in diesem Bereich eine neue Bestmarke. Zum Vergleich: Der Vorgänger brachte es auf zehn Stunden, der aktuell beste Konkurrent (Dell XPS 13) bringt es auf circa 11 Stunden.

Geht es um Akkulaufzeit, kann dem Surface Book der 2. Generation niemand das Wasser reichen.
Geht es um Akkulaufzeit, kann dem Surface Book der 2. Generation niemand das Wasser reichen.
Foto: PCWorld

Modularer Laptop: Surface meets Project Ara?

Weil der Screen des Surface Book i7 ganz genauso aussieht wie der des Vorgängers, haben wir auch versucht, die neue "Performance Base" mit einem "alten" Screen zu kombinieren. Rein mechanisch ist das überhaupt kein Problem - nach einigen Driver-Downloads funktionierte auch der Rest. Zu Beweiszwecken hier ein Screenshot des ersten Surface Book mit neuer "Performance Base" - zu erkennen an der GeForce GTX 965M.

Der Beweis: Microsofts Surface Book ist eigentlich der erste, modulare Laptop. Eigentlich. Denn Microsoft verkauft die "Performance Base" bislang nicht einzeln.
Der Beweis: Microsofts Surface Book ist eigentlich der erste, modulare Laptop. Eigentlich. Denn Microsoft verkauft die "Performance Base" bislang nicht einzeln.
Foto: PCWorld

In gewisser Weise ist Microsofts Edel-Notebook also der erste modulare Laptop. Denn mit der in der Tastatur sitzenden, neuen GPU und der zusätzlichen Akku-Power könnte man - in der Theorie - auch nur eine neue Basis kaufen. Quasi wie Googles Project Ara - nur in Form eines Produkts, das bereits erhältlich ist. Das Problem ist nur: Microsoft verkauft die "Performance Base" natürlich nicht einzeln. Was schade ist, denn hier vergeben die Redmonder eine Chance: Viele User, die sich im letzten Jahr ein Surface Book gekauft haben, dürften immer noch ziemlich happy mit der CPU und dem Bildschirm sein - nur der Grafik-Chipsatz könnte eine Auffrischung vertragen. Also, überlegt Euch das mit dem modularen Surface Book doch noch einmal, liebe Entscheider bei Microsoft.

Surface Book i7: Das sind die Nachteile

Die Probleme bei der 2. Generation des Surface Book sind im Wesentlichen die, die den Vorgänger ein wenig in Verruf gebracht haben: Die ersten Versionen von Microsofts Laptop hatten in den Monaten nach der Markteinführung mit diversen Software-Problemen zu kämpfen. Erst nach mehreren Firmware-Updates konnten die Probleme behoben werden. In diesem Punkt können wir schon einmal Entwarnung geben: Im Test des Surface Book traten solche Probleme nicht auf. Dennoch haben wir was zu meckern: Zum Beispiel dass es weder einen Thunderbolt-3-, noch einen schnellen 10Gbps-Port gibt. Bei der Marktpositionierung des Surface Book wären Ports für Profis durchaus angebracht gewesen.

Und dann wäre da noch der Preis. Wie bereits erwähnt kostet unser Test-Modell - das gleichzeitig das Topmodell der aktuellen Surface-Book-Generation darstellt - derzeit 3199 Euro. Um mit einem Macbook Pro in diese Preisregionen vorzustoßen, muss man schon beim Topmodell mit 15-Zoll-Screen zugreifen, das ebenfalls 3199 Euro kostet. Wie heißt es so schön: Premium-Produkte zum Premium-Preis.

Natürlich gibt es auch beim Surface Book i7 mit Performance Base Möglichkeiten, den Preis zu drücken: Wer mit einem Core i5-Prozessor, 8 GB RAM und 256 GB SSD auskommt, bezahlt derzeit (Stand: November 2016) 1899 Euro für das aktuelle Surface Book. Wer auch noch auf die GPU verzichten kann, könnte zum Einstiegsmodell für 1519 Euro greifen. Das günstigste i7-Modell kostet 2049 Euro. Das Preisgefüge des Surface Book übersteigt das der meisten Konkurrenten also deutlich. Allerdings bietet auch kein anderer Hersteller zur Zeit ein vergleichbares Gerät an.

Ein weiterer Minuspunkt beim neuen Surface Book i7: Seine Größe und sein Gewicht. Im Test brachte es unser Testmodell auf ein Gewicht von ziemlich genau 1,64 Kilogramm, was gerade einmal rund 50 Gramm mehr sind als der Vorgänger. Dennoch - im Vergleich zur Konkurrenz ist das Surface Book ein Brocken: Dells XPS 13 wiegt knapp ein halbes Kilo weniger, während Apples Macbook Pro 13 - der eigentliche Hauptkonkurrent des Surface Book - knapp 1,3 Kilogramm wiegt. Schauen wir zum anderen Extrem, dann wiegt ein Gaming-Laptop von MSI, der das Surface Book 2 noch einmal deutlich in allen Belangen - abgesehen von Verarbeitungsqualität und Screen-Güte - hinter sich lässt, nur circa 200 Gramm mehr.

Das führt dazu, dass das neue Surface Book in Sachen Gewicht und Abmessungen zwischen den Stühlen steht: Es ist schwer genug, dass man sich überlegt gleich auf ein Device mit Quad-Core-CPU umzusteigen und leicht genug, um eventuell sogar die noch leichtere Konkurrenz ins Auge zu fassen.

Surface Book i7 2016: Testfazit

Zugegeben: Als Microsoft die Specs des upgedateten Surface Book veröffentlichte, waren nicht wenige Experten von dem angestaubten Intel-Chipsatz abgeturnt. In der Praxis zeigt sich aber, dass die verbauten Parts noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Dass das Surface Book mit Intel i7-Prozessor in der Lage ist, eine Grafik-Performance abzuliefern, die viele größere 15-Zoll-Geräte aussticht, ist schon eine erwähnenswerte Leistung.

Kombiniert mit der Möglichkeit zur Nutzung als Tablet, der immer noch todschicken Scharnier-Konstruktion, der Unterstützung des Surface Pen, dem wunderschönen Bildschirm und der überragenden Akku-Laufzeit wird uns wieder klar, warum wir uns schon in das erste Surface Book sofort verliebt haben.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation pcworld.com.